Lesebuch von Otto Wilhelm
Lesebuch von Hülzweiler
Geschichte(n) und Landschaft
von Otto Wilhelm & Co-Autoren
Digitalisierung und Internetaufbereitung: Hans Günter Groß
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Grenzsteine als Zeitzeugen an den
Banngrenzen von Hülzweiler
Seit Menschengedenken gibt es Grenzen und Grenzbauwerke in mannigfältiger Art. lhre Ursprünge gehen weit in die Geschichte 2urück. Grenzen wurden zu allen Zeiten mit den verschiedensten Markierungen versehen. Das Wort Grenze kommt aus dem slavischen Sprachgebrauch und wurde durch den deutschen Ritterorden nach deutschland gebracht. In alten Urkunden lesen wir die Schreibweise "....die..Gräntz..".
Eine alte deutsche Bezeichnung für Grenze ist die „Mark„. Die Mark war im Mittelalter eine Grenzregion‚ die durch einen Markgrafen verwaltet wurde. Für Hülzweiler kennen wir diese alte Bezeichnung, nämlich die „Hohe Mark (Hohmaak) die Grenze zwischen Ensdorf‚ Schwalbach und Hülzweiler. Die genaue Kenntniss ihres Gemeindebannes war für die landliche Bevölkerung der frühen Zeit von großer Wichtigkeit. Die Menschen lebten hauptsächlich von den Ertragen der Landwirtschaft und ihrem Viehbestand. So war ein Dorf auf sein Weideland und seinen Wald angewiesen. Nicht nur Ackerland und Weide waren wichtig‚ der Wald versorgte die Menschen mit Brennholz, bot die Eichelmast für die Schweine und sorgte für das notwendige Laub zum Streu der Stallung. Die gleichen bedürfnisse hatten auch die Nachbargemeinden, und so war es wichtig die Banngrenzen genau zu markieren. Jeder war sich selbst der Nächste und auf seinen Vorteil bedacht. So war es Sitte geworden‚ dass man von Zeit zu Zeit die Grenzen geneinsam abschritt‚ um Streitigkeiten zu vermeiden. Über solche Begehungen zwischen Hülzweiler und Schwalbach zum Beispiel gibt es mehrere Protokolle aus alten Zeiten ab dem Jahre 1513. Nach der ersten Rodungsperiode, der ersten Epoche kultureller Tätigkeiten, etstanden an dedn Grenzen Merkmale und Zeichen um den Verlauf anzuzeigen. Bis dahin hatte man sich mit natürlichen vorkommen wie etwa alte Baume, Wasserläufe‚ Waldschneisen oder Gräben begnügt. Da diese natürlichen Merkmale sich oft veränderten schlug man auch in Bäume Kerben ein‚ die man..Lack„nannte. Ein Grenzwald wurde so zum ..Lackwald..(siehe Lachwald zwischen Hülzweiler und Saarwellingen). Als diese natürlichen Zeichen nicht mehr ausreichten, begann man Steine als rohe Blöcke an den Grenzen zu setzen. So entstanden nach und nach" unsere alten Grenzsteine. Die ältesten Steine waren Blöcke ohne jegliche Markierungen und Zeichen. Sie ragten oft als spitze Felsbrocken aus der Erde‚ so‚ wie wir sie auf unserem Gemeindebann noch finden. Diese sogenannten „Rohlinge„ ließ man oft bei einer neuen Steinsetzung einfach stehen. So blieben uns viele solcher Steine als Zeitzeugen erhalten.
Die Nachfolger solcher rohen Steine waren dann rechteckige‚ schon handwerklich gut verarbeitete Steine‚ die bald dann auch Zeichen Wappen und Zahlen trugen. Zumeist wurden Materialen aus der heimischen Umgebung verarbeitet. Die Steine sind oft aus grauem Material‚ manchmal aus hartem Fels. Unter die Steine wurden oft Scherben‚ Ziegelstücke und kleine Münzen gelegt‚ um die Echtheit zu beweisen‚ wenn es zu Streitigkeiten kam.
Stießen an einer Stelle drei Dorfbänne zusammen, so setzte man einen sogenannten Dreimarker „einen Dreibanhstein„ den man besonders kennzeichnete. Machte die Grenze einen Knick so setzte man einen Eckstein‚ auch Hauptstein genannt. Die einfachen Steine zwischen diesen Haupt-und Dreibannsteinen‚ nannte man Läufer. Auf den Kopf der Steine wurde eine Kerbe eingehauen‚ die die Richtung zum nächsten Stein anzeigte‚ den „Weiser„.
Unsere Grenzsteine stehen in einem Bogen um Hülzweiler‚ der sich im Norden zu Saarwellingen‚ dann nach Osten in Richtung Schwarzenholz zieht.Einige Steine stehen auch nahe an der alten Grenze zwischen Hülzweiler und Schwalbach. In Richtung Fraulautern ist die Grenze nicht markiert.
Dies hatte folgende Bewandtnis: Unser Dorf gehörte seit Urzeiten zum Herzogtum Lothringen‚ spater dann‚ ab 1766 zu Frankreich. Die Nachbarn Schwalbach und Saarwellingen‚ sowie Schwarzenholz waren Reichsdeutsche. Unsere Grenze zwishen diesen Dörfern war also auch Landes- und Reichsgrenze gewesen. Aus diesem Grund wurde die Grenze so markiert!
Unsere Steine‚ die fast alle nach dem Jahre 1700 gesetzt wurden‚ tragen verschiedene Kennzeichen und Markierungen. Für unser Dorf sind die Zeichen der Grafen von Saarbrücken‚ das Wappen der Äbtissin von Fraulautern‚ das Kreuz der Herzöge von Lothringen und später die Markierungen aus der ab dem jahre 1815 beginnenden preußischen Zeit, von besonderer Wichtigkeit.
Ihre Deutung und Beschreibung bieten Einblicke in die Geschichte.
Das Aufspüren der alten Grenzsteine
Schon im Jahre 1937 lernte ich die Steine im Wald von Hülzweiler kennen. Der damalige Kaplan Martin Holzer, ein sehr naturnaher‚ der Jugend zugetaner junger Geistlicher‚ nahm mich sehr oft mit auf seine Streifzüge durch Wald und Flur. Ich wurde so auch mit den alten Steinen konfrontiert. In den späteren Jahrzehnten sind diese immer wieder ein Anziehungspunkt für mich geblieben. In der Zeitschrift "Unsere Heimat“ fand ich Artikel von Forstdirektor Rainer Hornbach und später eine Broschüre von Nikolaus Philippi‚ über diese Steine im Bereich Saarwellingen‚ Schwarzenholz und Hülzweiler. Ich begann im Jahre 1991 mit der Erfassung der noch vorhandenen Steine um die Gemarkung Hülzweiler. Ich kroch durch Gebüsch und Dickicht‚ so wie es Nikolaus Philippi in seiner Broschüre auch beschrieben hatte und wurde auch fündig. Es war nicht einfach‚ wie leicht kann man einen Stein im Gestrüpp üpersehen‚ oder ein Stein war versetzt worden.
Viele Aktionen unternahm ich allein‚ spater wurde ich auch unterstutzt und begleitet. Im Jahre 1991 durchforstete ich mit meinem Bruder Alfred Wilhelm (Minister a.D.) den Wald und fand viele schon verloren geglaubte Steine. Ich zeichnete mit meinem laienhaften Geschick alle Steine auf und registrierte sie so. Leider mußte ich auch feststellen‚ dass einige Steine doch verschwunden waren‚ die N.Philippi noch aufgezeichnet hatte.
Nach der Arbeit an den drei Bänden Chronik von Hülzweiler und anderen heimatkundlichen Schriften‚ nahm ich die Erfassung der alten Steine wieder auf‚ das heißt ich suchte die Grenze wieder intensiv ab. Bei diesen neuen Aktionen wurde ich von meinen Freunden Erich Jacob‚ Hans Riem und Willi Keßler(Jagdaufseher) oft begleitet. Besonders Willi Kessler fuhr mich mit seinem Jeep durch die unwegsamen Geländestellen.
Im Jahre 2004 veröffentlichte die Zeitschrift "Unsere Heimat" einen Aufsatz von mir Uber "Das Dreimarienbild und die Kapelle von Hülzweiler". Daraufhin wurde ich von dem eingangs erwähnten Rainer Hornbach‚ der nun im Ruhestand im Schwarzwald lebt‚ angeschrieben. Es begann ein Briefwechsel und Herr Hornbach überließ mir wertvolles Kartenmaterial und wichtige Hinweise.
Zu meinem Bedauern mußte ich bei der Erfassung aber feststellen‚ dass seit der Arbeit von 1991 wieder einige Steine verloren gegangen sind. Doch ich werde im Herbst‚ wenn alle Baume und Straucher entlaubt sind‚ einige besonders verwachsene Stellen erneut untersuchen.
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Das ‘Wasser von Hülzweiler‘
lm Jahre 1844 erschien im Verlag Mathieu in Köln ein Lesebüchlein des Lehrers Jean Paul Mathias mit dem Titel "Die Beschreibung unseres Landkreises" . Mathias beschrieb, wie hieß mit Genehmigung der weltlichen tind geistlichen Behörden, den Landkreis Saarlouis.
Auf Seite 23 seines Büchleins finden wir folgenden Text:
"Die Bürgermeisterei Fraulautern bildet einen schmalen Streifen der Saar entlang. Zu ihr gehören die Orte Fraulautern, Roden. Hülzweiler, Dillingen und Pachten. Hülzweiler liegt an einem Bergabhang am Lochbach. Das Dorf hat eine schöne Kirche. Es hat 640 Einwohner, aber dein Dorf fehlt es an Wasser." Mit dem Hinweis, dem Dorf fehle es an Wasser, wird auf ein Problem hingewiesen, welches unsere Dorfgeschichte bis in das 20.jh begleitet. ln den Friedenszeiten nach den napoleonischen Kriegen war die Bevölkerung rasch gewachsen und die Versorgung der Menschen und ihres Viehbestandes in Hülzweiler ein mühseliges Unterfangen geworden. Der Lochbach und der alte Lorenzbtorn waren die beiden Wasserstellen, die im Dorf vorhanden waren. Das Wasser musste mit Eimern und anderen Gefäßen für viele Haushaltungen oft mehrere hundert Meter herbeigeschafft werden. Kam es jedoch zu einem trockenen und heißen Sommer, so floss das Wasser des Lochbaches oft nur spärlich, und die Wassernot war groß. So lesen wir in einem alten Dokument, dass der Mühlenbesitzer Peter Henry Klage führt. da das Wasser seines Mühlteiches nicht mehr ausreicht, die Mühle zu betreiben. (Wir schreiben das Jahr 1830). Eine Wasserleitung oder größere Dorfbrunnen gab es damals in Hülzweiler noch nicht.
Obwohl man wußte, dass auf "Peterborn" mehrere Quellen ergiebig Wasser brächten, reichten die finanziellen Möglichkeiten der kleinen Gemeinde nicht aus, diese zu erschließen und in das Dorf zu leiten.
Unsere Nachbargemeinde Schwalbach litt ebenfalls unter diesen Nöten. Doch kam es dort noch erschwerend hinzu. daß durch die Kohlegruben der Gemeinde noch mehr Wasser entzogen wurde. Als im Jahre 1842 der preußische König Friedrich Wilhelm IV, das Saargebiet besuchte, nahmen die Einwohner von Schwalhach die Gelegenheit wahr und überreichten dem König bei der Durchfahrt durch Ensdorf eine Bittschrift. Der Monarch, der ein eifriger Förderer der Kohlengruben war, sagte Hilfe zu. So wurde im Jahre 1845 "auf Allerhöchsten Befehl" eine Wasserleitung nach Schwalbach gebaut. Die Quellen aber, die diese Leitung speisten, lagen auf dem Gemeindebnnn von Hülzweiler. Da Schwalbach nicht über ausreichende Quellen verfügte, hatte der König die "Expropriatio", dh. die Enteignung der Wasserquellen auf Peterborn angeordnet. Gegen den königlichen Beschluss gab es keine Möglichkeit des Einspruchs. Wohl versuchte die Gemeinde Hülzweiler durch Eingaben eine Entschädigung gung zu erreichen, worüber es einige Dokumente gibt, die aus den Jahren 1845/46 stammen. Die Bemühungen blieben jedoch erfolglos. So blieb es weiter bei den geschilderten Wassernöten, die es nicht nur in heißen Sommern gab.
Auch im Winter, wenn die Bäche zufroren, war die Not sehr groß. Die vereisten Wasserstellen an Bach und Brunnen bildeten eine stetige Gefahrenquelle bei der mühseligen Arbeit, das Wasser mit Gefäßen in die Häuser zu schaffen. Aus diesem Grunde wurde 1846 die Umgebung des Lorenzebornes mit Abwassergräben versehen und die Einfassung des Brunnens erneuert. Diese Arbeit wurde von einem Manne namens Hubert Wilhelm durchgeführt. Hubeit Wilhelm erhielt für die "Ruthe Graben" vier Groschen und sechs Pfennige. Über die „Arbeitsbedingungen und die Entlohnung des Mannes wurde ein förmlicher Vertrag abgeschlossen und am 21.11.1846 vom Bürgermeister Tellinge in Fmulatitern unterschrieben.
Die Neugestaltung des Brunnens war aber nur eine kleine Hilfe, die nicht ausreichte, die Wassernot in Hülzweiler zu beseitigen. Im Winter 1847 wandte sich der Gemeinderat von Hülzweiler mit einer Bittschritt an den “königlichen Landrat Hehse" in Saarlouis. Diese Bittschrift trug die Unterschriften von Ortvorsteher Johann Schwinn, den Gemeinderäten Mathias Blaß, Nikolaus Jacob, Nikolaus Haustert, Johann Wilhelm und 32 Bügern von Hülzweiler. Das Dokument schilderte eindringlich und fast flehend die präkere Lage des Ortes, und man bat die Behörden. eine Wasserleitung von den Quellen des "Wiesentales" in das Dorf zu legen. Das Gesuch schloß mit den Worten:
"...auf Euer Hochwohlgeborene väterliche Sorge für die Untergebenen vertrauend, zeichnen mit Hochachtung Euer Hochwohlgebohrene treue Untergebene...”
Der Landrat sagte nun Hilfe zu und man erstellte eine Kostenrechnung. Die Belastung. die aber die Gemeinde selber betreffen sollte, war so hoch. dass eine Durchführung des veranschlagten Projektes nicht möglich war. So blieb vorerst alles beim alten.
ln diesem Jahr wurde der alte Lauterbornweiher trockengelegt und in Ackerland verwandelt. Die frei gewordenen Quellen des Weihers konnten jedoch nicht genutzt werden. da dieses Wasser den Höhenzug zum Dorf nicht überwinden konnte. Nun begann man im Ort Bohrungen vorzunehmen und errichtete drei Bohrbrunnen. Aber auch diese reichten bald nicht mehr aus, da die immer rascher anwachsende Bevölkerung und der größere Viehbestand den benötigten Wasserbedarf immer mehr in die Höhe trieben. Die Einwohnerzahl war 1867 bereits auf 925 "Seelen" gestiegen. Viele Pläne wurden gemacht, um das Wasserproblem zu lösen, doch der Krieg l870/ 71 beendete vorerst alle Planungen.
Durch die ständigen Einquatierungen von Soldaten mit ihren Pferden war die Lage noch unerträglicher geworden. So hatte man sich nun vorgenommen, nach dem Kriege dieses Problem energisch und endgültig anzugehen. So erinnerte man sich des Angebotes von Johann Wilhelm, bezüglich seiner Quellen auf Hostenborn.
Im Jahre 1875 wurde die Quelle gefaßt und eine Brunnenstube im Bereich Rodenacker gebaut. Diese Brunnenstube steht heute noch; es ist der allseits bekannte "Rodenackerbrunnen", dessen Wasser noch fließt. Vom Rodenacker wurden nun Rohre zu den Brunnentrögen an der "Grieß" und in das Mitteldorf verlegt. Endlich "lief" im Dorf Tag und Nacht Wasser.
Für eine Weile atmete man in Hülzweiler auf. Die Wasserversorgung hatte sich entschieden verbessert.
Doch die Bevölkerungszahl stieg, bedingt durch die verbesserten Lebensverhältnisse des Industriezeitalters, bald weiter an und brachte die alten Probleme des Wassermangels wieder. Unser Ort hatte 1885 bereits 1.415 Einwohner. Viele Haushalte hatten begonnen einen eigenen Brunnen zu bohren und bald gab es nur noch wenige Häuser, die im Garten oder am Giebel keinen eigenen Brunnen (Pitz) hatten.
In den vergangenen Jahren war vom Landrat in Saarlouis eine Untersuchung in Hülzweiler bezüglich der Trinkwasserqualität angeordnet worden, da schon in den Jahren 1888/89 zahlreiche Personen erkrankt waren. Der Ortsvorsteher Jungmann ließ damals die Brunnenstube neu verputzen und neue Rohre zum Brunnen verlegen. Fur eine richtige und gründliche Lösung des Wasserproblems reichte die Finanzkraft der Gemeinde aber nicht aus. Es brauchte Zeit um die Leute von den erforderlichen Maßnahmen bezüglich der Hygiene zu überzeugen. Das alles sollte sich nach der Amtsübernahme des neuen Ortsvorsteher Nikolaus Strauß im Jahre 1895 ändern. Hülzweiler zählte zu dieser Zeit fast 1.900 Einwohner. Strauß hatte bald erkannt. duß eine großzügige Lösung des Wassernotstandes mit den bisher angewandten Mitteln nicht zu bewerkstelligen war.
So ließ er im Jahre 1899 ein Gutachten durch einen Fachmann erstellen. Ingenieur H. Ehlert aus Düsseldorf wies in seinem Gutachten auf die bestehenden Mängel in Hülzweiler hin und er bot mehrere Möglichkeiten an, dieselben zu beseitigen. Allerdings schrieb er. duss nur eine mit "Motorkraft betriebene Kraftmaschine" das Wasser der vorgesehenen Quellen auf das gewünschte Niveau des Dorfes bringen könne. Der Wasserbedarf pro Kopf und Tag betrug lt. Gutachten zwischen 50 und 60 Liter, was einen Gesamtbedart pro Tag für Hülzweiler von 80 cbm ergab. Die Qualität des Quellwassers wurde als gut bezeichnet.
Interessant ist der Gutachtertabschnitt, in dem auf die Möglichkeit einen "Windmotor" zu installieren, um das Wasser auf die erforderliche Höhe zu bringen, hingewiesen wird.
Woher nur: die benötigte Wassermenge nehmen, war die Frage.
Ortsvorsteher N. Strauß ging nun ein heißes Eisen an. Auf Peterbom gab es mehrere Quellen, die aber zum Teil schon im Jahre 1845 von der Gemeinde Schwalbach genutzt wurden. (S. Hinweis 1845) '
Der Ortsvorsteher ging nun daran, die Quellen, die noch nicht erschlossen waren, für Hülzweiler zu erfassen. Das führte zu Verwicklungen mit der Grubenverwaltung und der Gemeinde Schwulbach.
Am 04. März 1899 schrieb Ortsvorsteher Strauß an den Bürgermeister Vacano von Fraulautern: "Herr Steiger Both sagte mir gestern, dass der Herr Obersteiger sich ihm gegenüber geäußert habe, wenn die Hülzweilerer den Brunnen auf Peterborn nähmen, bekämen sie einen Prozess. Derselbe gehöre der Grube, die ihn mit anderen Brunnen gekauft habe."
Mit den Zugeständnissen von 1845, dass eine Wasserleitung von den Hülzwzeiler Quellen auf Peterborn nach Schwalbach zu verlegen sei, glaubte die Grubenverwaltung, alle Wassenvorhaben dieses Gebietes allein ausbeuten zu können.
So beklagte sich der Ortsvorsteher Strauß irrt Jahre 1900, dass die Grube Nachgrabungen durchführe, um die Häuser am neuen Schacht in Schwalbach mit Wasser zu versorgen. Es würden mindestens 1000 Liter pro Minute den Quellen entzogen, um die Drückbrunnen in diesem Gebiet zwischen Griesborn und Ensdorf zu versorgen. Der mutige Ortsvorsteher ließ nicht locker. Im Jahre 1902 veranlaßte er erneut Messungen auf Peterbom. Eine ergiebige Quelle bringe 20 Liter pro Minute, schrieb er dem Bürgermeister von Fraulautern und bat um Unterstützung in dieser Angelegenheit.
Einer Aktennotiz des Kreisarchives Saarlouis können wir entnehmen, das Bürgermeister Neis aus Fraulautern am 17. Juni 1912 nach Düsseldorf reiste, um eine genaue Festsetzung der Baukostensumme, die bis dahin mit 145.000 Mark veranschlagt war, zu erreichen.
Das Ingenieurbüro Ehlert aus Düsseldorf war mit der Planung der Waserleitung beauftragt worden.
Am 08. Februar 1913 reiste Bürgermeister Neis nach Trier und verhandelte mit dem Geheimen Regierungsrat Hartmann über eine Beihilfe für dieses Bauvorhaben. Im selben Jahr wurde nun auf den Höhen des Schützenbergausläufers das große “Wasserbassin" gebaut. Von der ebenfalls neu errichteten Pumpenstation in der Brunnenstraße wurde das Wasser der bereits 1909 gebauten Wassereinzugsstollen im Bereich Peterborn nach dort gepumpt und so zu den einzelnen Hausanschlüssen geleitet.
Ein jahrhunderte langer Kampf hatte sein vorläufiges Ende gefunden. Zwar gab es wieder in den verschiedensten Zeiten Störungen in der Wasserversorgung des Ortes, sie wurden aber meistens sehr schnell von den jeweiligen Gemeindevertretungen behoben.
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Die Hausschlachtung
Otto Wilhelm
lm Januar oder Februar war es meist soweit, dass in den Dörfern die Schweine geschlachtet wurden. Die Ferkel. die man im Frühjahr gekauft hatte, hatten ihr rechtes Gewicht und wurden ihrer “Bestimmung” zugeführt. Ein frostiger Tag mit einigen Minusgraden war gerade recht, wenn es soweit war, und der Hausmetzger mit seinem Gehilfen in der Frühe mit dem Handwagen auf dem die “Muhl” mit dem Handwerksgeschirr stand‚ ankam.
Das “arme Schwein” wurde mit einem Strick am Bein in den Hof geführt und dann mit einem Schlegelschlag betäubt und abgestochen. Das Blut wurde aufgefangen und für die Wurstmacherei versorgt. Die Hausfrauen, die das Tier fast ein Jahr gepflegt und gefüttert hatten, kamen meist erst nach der “grausamen Prozedur” in den Hof.
In der “Muhl” wurde das Schwein dann mit der Kette gesäubert und auf einem Tisch mit den Schabeschellen völlig enthaart. An einer Leiter wurde nun das Schwein aufgehängt und ausgenommen, die Innereien versorgt; dann wurde es in der Mitte durchgeschlagen. Bis zum Abend blieb es nun hängen. Die Buben mussten aufpassen, dass keine Katzen und Hunde dem Tier zu nahe kamen und sie erhielten dafür den “Griebenschwanz” (Schweineschwanz) und die Blase des Tieres. Der “Griebenschwanz” wurde mit Salzwasser aufgekocht und gegessen, die Blase wurde nach dem Trocknen aufgeblasen und zum (Ball)Spielen benutzt.
Am Abend kam dann der Metzger, und das Schwein wurde fachgerecht zerschnitten. Schinken, Seitenfleisch, Därme und Fett wurden versorgt. Einige Tage später wurde dann Hausmachemurst gemacht. Blutwurst und Leberwurst war die Regel. Wenn die Wurst nun gekocht wurde, gab es später die allgemein beliebte Wurstsuppe, die man auch an Bekannte und Freunde in einem Kesselchen verschickte.

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Hülzweiler geographische Lage
Edgar Feld - Hülzweiler, Fraulautemer Straße
Hülzweiler liegt im westlichen Teil des Saarlandes Die Stadt Saarlouis ist 5 KM entfernt. Umgeben ist der Ort im Westen von Fraulautern einem Stadtteil von Saarlouis, im Norden von Saarwellingen, im Osten von Schwarzenholz und im Süden und Südosten von Schwalbach und Ensdorf. Gut ausgebaute Straßen, mit Ausnahme nach Schwarzenholz, verbinden die Ortschafien miteinander.
Der Lochbach, der in der Gemarkung Peterbom entspringt, ist das einzig fließende Gewässer, das den Ort durchzieht. Kleinere Quellen, die in der Nähe der Freilichtbühne und der Laurentiuskapelle liegen, geben dem Bach soviel Wasser, dass man auch in der heißen Jahreszeit von einem Bach sprechen kann. In früheren Jahren wurde von den Frauen die Wäsche im Bach gewaschen. Heute ist jedoch durch die Verschmutzung des Wassers und die Revolutionierung der Waschkultur dies nicht mehr möglich. Um Bauplätze zu erhalten, wurde vor einigen Jahren ein Teil des Baches in der Mitte des Dorfes eingerohrt.
Mein Heimatort liegt in einer Senke, die sich in der Nahe der Saarwellinger - und der Schwalbacher Straße zu einem Tal verengt. Kommt ein Besucher von Saarwellingen, so hat er einen Überblick über das gesamte Dorf. Hier ist zugleich die schmalste Stelle des Ortes. Steil führt der Weg durch die Saarwellinger Straße, im Volksmund genannt "die Hild" (von Hold oder Hohl), hinab zur Hauptstraße. Über diese erreicht man im Tal den Lochbach und die tiefste Stelle im Ort. Ebenso steil wie die Saarwellinger Straße hinab führt die Schwalbacher Straße hinauf bis zu dem Ortsanfang von Schwalbach. Zwischen Hülzweiler und Schwalbach liegen nur noch 150 Meter unbebaute Fläche; ein Zeichen, dass in wenigen Jahren die Orte Zusammenwachsen könnten.
Die geologische Lage
Zwei geologische Zeiten haben das Bild des westlichen Saarlandes maßgeblich beeinflusst: die Zeit des Trias und des Karbons.
Das Karbon gehört dem Paläozoikum (Erdaltertum) an und dauerte ca. S0 Millionen Jahre. Man nimmt an, dass diese Zeit vor 350 bis 270 Millionen Jahre lag. Das Karbon unterteilen wir in Ober- und Unterkarbon.
Unsere Heimat ist nur im Unterkarbon vertreten. In 25 Senken der Variskiden entstanden riesige Steinkohlenlager. die bis vor webigen Jahren den Reichtum des Landes bedeuteten. Die Variskiden, ein Gebirge. erstreckte sieh von der Mine Frankreichs bis zu den Sudeten.
Die Trias ist die älteste Formation des Mesozoikums. Diese Zeit dauerte ca 45 Millionen Jahre und begann vor ca. 225 Millionen Jahren Zum Trias gehören Buntsandstein. Muschelkalk und auch Keuper. Der überwiegende Teil des westlichen Teils des Saarlandes ist der Trias zuzuordnen. Hülzweiler liegt zum größten Teil auf Gestein. das dem Karbon zugeordnet wird. Das Karbon erstreckt sich vom Westen (Fraulautern und Ensdorf und Süden (Schwalbach) nach Osten und Norden. Die Grenzen liegen hier bei Schwarzenholz und Elm-Sprengen.
Im Nordwesten von Hülzweiler schieben sich die Schichten des mittleren Buntsandsteins keilfömiig in das Karbon ein. Die Formationen des Buntsandsteins beginnen im Norden der Fraulauterner Straße und überschreiten gering die Saarwellinger Straße im Osten. Nach Norden dehnt sich der Bundsandstein in die Gemarktmg von Saarwellingen aus. Das Karbon umgibt auf dem Bann von Hülzweiler den Keil des Buntsandsteins. Im Tal des Lochbaches sind außerdem geringe Vorkommen aus der Zeit des Alluviums.
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Hülzweiler Landwirtschaft
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Chronistischer Rückblick - 09. 01. 1947
Franz Xaver Quirin, Pfarrer in Hülzweiler
Otto Wilhelm
Vor 27 Jahren, am 9. Mai 1920, Wurde ich als Pfarrer in Hülzweiler eingeführt. Es war nach vielen, vielen Regentagen der erste milde, warme Maientag. Zwanzig Vorreiter kamen unserem Wagen auf schön geputzten Ackergäulen entgegen geritten und geleiteten uns zur Prozession, die am Eingang der Ensdorfer Straße aufgestellt war Punkt vier Uhr nachmittags.
Ein Schulkind, Maria Lessel‚ sprach den ersten Willkommensgruß. Dann bewegte sich die Prozession in schöner Ordnung in die Kirche. Herr Dechant Eugen Wagner aus Bous nahm die kanonische Feier Vor. Die kirchliche Feier dauerte eineinhalb Stunden. Daran schloss sich dann noch die kleine häusliche Feier an, an der die benachbarten Pfarrer Junker aus Schwalbach, Pfarrer Rausch aus Ensdorf, Johann Erb aus Fraulautern, Peter Rochus aus Saarwellingen und Pfarrer Nikolaus Schmitt aus Schwarzenholz teilnahmen.
Als liebe Gäste waren noch vier Freunde und Hausgenossen zugegen:
Pastor Jacob aus Köllerbach, Herr Definitor Dahrnen aus Lebach, Pastor Henz aus Haustadt und Pastor Rupp aus Clotten ( ein Hülzweiler Pfarrkind, das leider schon am 20.12.1920 verstarb). Im Pfarrhaus wurde dann nach den Empfangen der Lehrpersonen und des Kirchenvorstandes Kaffee getrunken.
Am folgenden Tag ( l0. Mai—Bittwoche) begann der Hochbetrieb in den Schulen: Hochbetrieb war geboten durch die bevorstehende bischöfliche Visitation. 720 Schulkinder waren so verteilt, dass Kaplan Nachtshein 14 Katechismusstunden übernahm und ich derer 10.
Am Sonntag, dem 16. Mai 1920 nachmittags, kam der Hochwürdige Herr Weihbischof Dr. Mönch von Schwalbach her zur Visitation und Firmung nach Hülzweiler zu 365 Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren ( Erstkommunionkinder 1917 — 1920). Bei der Prüfung antworteten die Kinder frisch und lebendig. Ab und zu ging eine Antwort daneben, aber der Gesamteindruck war ein sehr guter. Herr Weihbischof Dr. Mönch sagte Vorher: “Herr Pastor, Sie sind für die Leistungen der Kinder nicht verantwortlich”. Nachher aber meinte er, für eine so gute Leistung wäre jeder gerne Verantwortlich.
Nach dem Empfangen im Pfarrhaus kam es dann rasch zum Aufbruch. Dann stellte sich heraus, dass der Bischofsdiener (Johann) keinen Kaffee bekommen hatte. Das Verdrossene Gesicht des alten Dieners hellte sich aber schnell auf nachdem ich ihm drei gute, dicke Zigarren in die Hand drückte.
Sonntag‚ 23. Mai — Pfingstsonntag. Zum ersten Mal hörte ich in der Heiligen Messe die ganze Kraft und Feinheit unseres Kirehcnchores unter der Leitung seines Dirigenten Herrn Stephan Schäfer keimen. Man denke sich: 80 Männerstimmen, meist zwischen 20-35 Jahren, 40 Mädchen von 15-25 Jahren; dazu noch 25 Schulknaben. Schon in seiner Zusammenstellung ein idealer Chor. Wer diesen Kirchenchor zum ersten Mal hört, ist überrascht, beglückt und begütert.
Am Abend war Tanzmusik: Man stelle sich vor — nach dem verloren Weltkrieg zum ersten Mal Tanzmusik !
Anmerkung:
Franz Xaver Quirin, *4.4.1875
Pfarrer in Hülzweiler von 1920 bis 1951
+ 23.3.1951 — Karfreitag — am Altar der Pfarrkirehe zur selben Stunde, da er in Trier vor 50 Jahren zum Priester geweiht worden war.
Kirchenschweizer
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Der Ausscheller
Der “Ausscheller” mit der “Dorfschelle”
In den Zeiten vor dem letzten Krieg, da es kein Radio, kein Fernsehen, kaum ein Telefon gab, und auch nicht in jedem Haus eine Zeitung griffbereit lag, das gab es im Ort eine “Institution" die alle oben genannten Instrumentarien in sich vereinigte, den sogenannten “Ausscheller” des Dorfes.
Der “Ausscheller” hatte die Aufgabe, alle wichtigen Ereignisse des alltäglichen Lebens überall und termingerecht, bald bekannt zu machen, alle Verordnungen der Behörden der Öffentlichkeit kund zu tun, Veranstaltungen und Ähnliches anzukündigen.
Der “Ausscheller” war mit einer großen Handschelle ausgestattet. Er trug meist eine schwarze Schirmütze, die ihm eine gewisse Würde verlieh, und der hatte bei Regenwetter einen schwarzen Umhang, denn die Schelle musste bei jedem Wetter durch das Dorf getragen werden.
Es waren immer ältere Männer, oft Pensionäre, die das “Amt” des “Ausschellers” ausübten. Sie mussten gut lesen können und eine kräftige, weit schallende Stimme haben. Die Bekanntmachungen waren handschriftlich auf einem großen Zettel aufgeführt.
Wenn nun der “Ausscheller” durch die Straßen ging, so machte er sich durch lautes Schellen mit der Messingglocke bemerkbar. Dann kamen alle Leute vor die Haustür und hörten aufmerksam zu. Es ging meist um die Termine des Steuereinnehmers, um die Holzversteigerung, um das Abflämmen der Wiesen, um die freie Weide im Herbst oder um die Sprechstunden des Knappschaftsarztes in der Wirtschaft vom “Strauß Matz” und um ähnliche Dinge.
Der “Ausscheller" war eine geachtete Persönlichkeit, und er übte auch noch das Amt des Feldschützen aus, was ihm oft manchen Ärger einbrachte. Für die Kinder war er eine Respektsperson, und wenn der “Ausscheller” einmal gut gelaunt war. ließ er einen der Buben vor seiner Ansprache die Schelle bedienen.
Vor dem letzten Krieg waren die letzten Ausscheller die pensionierten Bergleute Nikolaus Schmitl, Claudius Kiefer und Johann Strauß. Auch sie waren neben dem Amt als “Ausscheller” noch als Feldschütz tätig.
Nach dm Krieg änderte sich zunächst nicht viel im Bereich der Informationsmöglichkeiten. Die Bekanntmachungen wurden per Anschlag oder wie früher durch die “Dorfschelle” veröflentlicht.
Die letzten “Ausscheller” waren Stefan Jakob (“Miehmhannesen Stefan") und Laurentius Lessel (“Lessels Laure”). Beide waren mit einem guten Schuss Humor und Schlitzohrigkeit Versehen waren im Ort sehr populär. Stefan ‚Takob (“Miehmhannesen Stefan”) versah seinen Dienst als “Ausscheller” und Bote mit dem Falurad, und sein Vehikel mit dem Schellenhalter an der Lenkstange war im ganzen Dorf bekannt.
In den fünfziger Jahren verschwand der “Ausschellef aus der Öffentlichkeit, und ein Stück Althergebrachtes war Vergangenheit.
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