Hülzweiler und seine "Linie 4" die Straßenbahn
Teil 3
von Otto Wilhelm
Die Straßenbahn fuhr nun durch unser Dorf. Sie brachte nicht nur gravierende Veränderungen im Straßenbild, wie kaum ein Ereignis zuvor, sondern auch im Lebensbereich der Bevölkerung. Man hatte nun eine direkte Anbindung an die Kreisstadt, welche vielen ermöglichte neue Arbeitsplätze zu bekommen. Junge Frauen fanden Arbeit als Verkäuferinnen in Saarlouis oder als Arbeiterinnen in den Fabriken von Fraulautern. Die Linie von Fraulautern nach Dillingen war natürlich auch sehr wichtig wegen der Arbeitsplätze auf der Hütte, ersparte lange Fußwege. Einige Männer aus Hülzweiler bewarben sich bald auch bei der "Bahn" selber und wurden eingestellt, erhielten einen Arbeitsplatz auf Lebzeiten. - Die Einrichtung Bahn erwies sich bald als wirtschaftlich und wurde teilweise auch von den Nachbarn aus Schwarzenholz angenommen. Die Zahl der Jugendlichen, die eine höhere Schule in Saarlouis besuchen wollten stieg an, auch die Jugend aus dem schon genannten Nachbarsdorf provitierte davon. - Einzig der Fahrpreis machte manchem Bürger noch Sorgen, es musste bar bezahlt werden und Geld war immer noch knapp.
So machten viele Leute aus Hülzweiler von der Möglichkeit Gebrauch, an der Haltestelle "Wirtstraße" auszusteigen um den Rest des Weges in die Stadt zu Fuß zu machen.
In den ersten Jahren wurde noch die Fähre über die Saar benutzt. (Nur die Kinder vor dem schulpflichtigen Alter waren vom Fahrgeld befreit) - Nach einer Zeit der Probe und Eingewöhnung fuhr die "Linie 4" bald im Stundentakt von den frühen Morgenstunden an, bis in den späten Abend. (Viele Bahnlinien unterbrachen ihre Fahrt nur von 2.30 Uhr bis 3.40 Uhr.)
Als der zweite Weltkrieg 1939 begann, lag der Kreis Saarlouis im Frontgebiet und wurde von der Zivilbevölkerung evakuiert. Monatelang ruhte der gesamte Straßenbahnverkehr, bis im Sommer 1940 die Bewohner wieder in ihre Heimatorte zurückkehren konnten. Auch im Jahre 1945, am Ende des Krieges wiederholte sich dieser Zustand.
Trotz erheblicher Zerstörungen durch Luftangriffe und Kampfhandlungen beim Einmarsch der Amerikaner, wurde bald das gesamte Netz wieder aufgebaut. Nur die Strecke Saarlouis-Lisdorf-Ensdorf, wurde nicht mehr repariert, sondern stillgelegt.
Bald lief alles wieder "normal" und so verkehrte unsere "Linie 4" viele Jahre zwischen Saarlouis und Hülzweiler, bis sie letztendlich der "modernen Zeit" weichen musste und im Jahre 1960 stillgelegt wurde. Über die "letzte Fahrt" der "Linie 4" berichte ich im Anschluss.
Maria Kirsch geb. 22.07.1892 in Hülzweiler, Linnstraße
erste Schaffnerin 1915(!) - Linie Wallerfangen
Triebwagenführer Josef Hesidenz mit Schaffnerin Maria Lessel geb. Rupp in den Kriegsjahren, Hülzweiler
Josef Hesidenz, Hülzweiler - langjähriger Triebwagenfahrer
Veröffentlicht im Gemeindeboten Schwalbach: 11.12.2009 : 50/09