Matthias Kohn
(Heinz Bernard)
Er wurde am 20.12.1897 in Temmel an der Obermosel im Kreis Saarburg geboren. Von 1913 bis 1916 studierte er an den Präparandenanstalten Trier und Sinzig am Rhein. An Ostern 1916 erfolgte die Aufnahme in das Lehrerseminar in Merzig/Saar. Der 01.08.1916 brachte ihm den Stellungsbefehl für den Kriegsdienst im 1. Weltkrieg. Er diente im 1., 2. und 5. Garderegiment in Berlin. Herr Kohn wurde zweimal verwundet und geriet in rumänische und serbische Kriegsgefangenschaft, aus der er zu Fuß nach Deutschland entfloh. Am 15.05.1919 nahm er sein Studium in Merzig wieder auf und bestand die erste Lehrerprüfung am 20.10.1920 mit gutem Erfolg. Vom 14.10.1921 bis 23.12.1921 übernahm er in Weiskirchen eine Vertretung für den erkrankten Lehrer Jacoby. In Folge der damals herrschenden politischen Verhältnisse war es der Regierung nicht möglich, die Junglehrer laufend zu beschäftigen. Die meisten mussten erst eine jahrelange Wartezeit hinter sich bringen, bis eine Planstelle frei wurde. Herr Kohn trat seinen Dienst für 5 Jahre bei der Kalk- und Dolomitwerke A. G. in Wellen/Obermosel an. Nach zwei Jahren wurde er 1. Buchhalter und Kassierer mit Zeichnungsberechtigung. Am 21.04.1926 kehrte er wieder in den Schuldienst zurück und wurde mit folgenden Vertretungen bzw. Verwaltungen beauftragt:
vom 21.04.1926 bis 31.10.1926 Verwaltung der mehrklassigen Volksschule zu Wittlich,
vom 01.11.1926 bis 14.06.1927 Vertretung an der mehrklassigen Volksschule zu Dudeldorf,
vom 15.06.1927 bis 13.11.1929 Verwaltung der einklassigen Volksschule zu Kalenborn.
Dort bestand er seine 2. Lehrerprüfung ebenfalls mit gutem Erfolg und wurde im gleichen Schulverband mit Wirkung vom 14.11.1929 endgültig zum Lehrer ernannt. In Kalenborn war er nebenbei Sachberater der Regierung in Trier für Geflügelzucht, besaß daselbst eine eigene Farm und richtete für die Landwirte ein Dorfbildungswerk ein.
Auf seine Bewerbung hin wurde er am 01.10.1930 nach Hülzweiler berufen. Am 28.08.1939 wurde er wiederum zum Kriegsdienst einberufen, machte den Vormarsch im Westen sowie die Besatzungszeit in Polen bis zum 20.12.1940 mit. Er kehrte in den Schuldienst in Hülzweiler zurück, wo er bis zu seiner nächsten Einberufung am 01.09.1944 wirkte. Am 08.05.1945 geriet er in amerikanische Gefan-
genschaft aus der er am 01.07.1945 an die Russen übergeben wurde. Am 03.05.1948 kehrte der als vermisst Gemeldete in die Heimat zurück. Auf Grund der von der Entnazifizierungskommission festgestellten Einstufung als „Politisch tragbar – unbelastet“, wurde er mit Wirkung vom 01.07.1948 ab, in seiner bisherigen Eigenschaft als Volksschullehrer unter Vorbehalt des endgültigen Ergebnisses der politischen Überprüfung in den saarländischen Volksschuldienst an der Katholischen Volksschule zu Hülzweiler wieder eingestellt. Da die Schulleiterstelle durch die Versetzung des damaligen Rektors Herr Schröder nach Lisdorf frei geworden war, übertrug man ihm die kommissarische Leitung ab dem 11.08.1948. Gleichzeitig bewarb sich Herr Kohn offiziell um die Stelle des Schulleiters. Zum 01.04.1949 betraute ihn die Regierung des Saarlandes mit der Leitung der Schule als „Direktor der Volksschule“. Seine ganze Sorge bestand zunächst darin, die katastrophalen Schulverhältnisse in Hülzweiler mit allen Mitteln abzuschaffen. Höhepunkte seines Wirkens waren die zwei Schulhausbauten 1951 und 1954. Herr Kohn war wohl die bekannteste und bedeutendste Lehrerpersönlichkeit in Hülzweiler während der Zeit des Umbruchs und des Neuaufbaus der Schule, für die er seine ganze Kraft und sein Können einsetzte. Um diese Arbeit erfolgversprechend zu vollenden waren die besten Voraussetzungen gegeben. Er war bei seinen Vorgesetzten angesehen und geschätzt als Fachmann mit fundiertem Wissen und großem pädagogischen Geschick, bei seinen Kollegen war er ge-
achtet als Vorgesetzter, Kollege und Mensch, für die Kinder war er ein beliebter und verehrter Lehrer und für die Eltern war er ein offener und ehrlicher Ansprechpartner in allen Lebensfragen. Seine Wertschätzung zeigte sich besonders bei der Gemeinderatswahl am 27.03.1949, bei der als Kandidat der Christlichen Volkspartei des Saarlandes die überwältigende Mehrheit der Hülzweiler Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Damit war sein Einfluss in der Gemeindevertretung gesichert, was für das Erreichen seiner Ziele von großer Bedeutung war. Sein Einfluss wurde noch größer, als er in der Gemeinderatssitzung vom 01.06.1956 zum Bürgermeister der Gemeinde Hülzweiler gewählt wurde. Bei seiner Amtsübernahme zählte die unter Altbürgermeister Theobald selbständig gewordene Gemeinde rund 4 800 Einwohner und war durch 23 Gemeinderatsmitglieder vertreten. Während seiner vierjährigen Amtszeit wurden an besonders wichtigen Baumaßnahmen ausgeführt: Kanalisierung von 17 Strassen, Ausbau von 10 Strassen, Anlegen von Bürgersteigen in 11 Strassen, Teilverrohrung des Lochbaches, Bau eines Hauptsammlers, Erschließung des Siedlungsgeländes Nussholz, Ausbau von Feldwirtschaftswegen, Neuplanung und Erweiterung des Friedhofes, Ausbau des Sportplatzes, Straßenbeleuchtung und Einrichtung eines Bauhofes. Außerdem wurde der Kirmesplatz erworben und eingerichtet sowie der Wald neu aufgeforstet.
Sein Hauptaugenmerk galt natürlich seiner Schule, die mit Lehr- und Lernmitteln so ausgestattet wurde, dass selbst umliegende Gemeinden zum Ausleihen vorsprachen.
Zur Wiederwahl am 30. Mai 1960 trat Herr Kohn nicht mehr an, da er am 01.04.1963 seine Altersgrenze erreicht hatte. Trotz seiner Pensionierung verpflichtete er sich, ein Jahr weiter im Angestelltenverhältnis Unterricht zu erteilen, weil sein im Bau befindliches Eigenheim in Weiskirchen noch nicht fertig gestellt war.
Geistlichkeit, Kollegium, Schulkinder und Gemeinde ließen es sich nicht nehmen, in einer Abschiedsfeier am 06.04.1963 ihre Anerkennung auszusprechen. Er selbst schloss seine Dankesrede mit den Worten: „ so nehme ich Abschied ... im Bewusstsein, einer guten Sache aus frohem Herzen heraus gerne nach besten Kräften gedient zu haben.“
Er verließ Hülzweiler, um auf seinem Ruhesitz in Weiskirchen seinen wohlverdienten Lebensabend zu genießen. Am 21.05.1970 verstarb er.
Zeittafel von Matthias Kohn
20.12.1897 in Temmel/Obermosel, Kreis Saarburg geboren
1913 – 1916 Studium an der Präparandenanstalt in Trier und Sinzig/Rhein
Ostern 1916 Eintritt in das Lehrerseminar in Merzig/Saar
01.08.1916 Einberufung zum Kriegsdienst – 2 mal verwundet, in rumänischer und
serbischer Gefangenschaft.
15.05.1919 Studium in Merzig
20.10.1920 Ablegung der 1. Lehrerprüfung
14.10.1921 – 22.12.1921 Vertretung an der Volksschule in Weiskirchen
5 Jahre in der Privatwirtschaft tätig
21.04.1926 Wiedereintritt in den Schuldienst als Verwalter der mehrklassigen
Schule in Wittlich/Eifel
01.11.1926 – 14.06.1927 Vertretung in Dudeldingen
15.06.1927 – 13.11.1929 Verwaltung der einklassigen Schule zu Kalenborn –
Gerolstein
28.11.1928 Ablegung der 2. Lehrerprüfung
01.04.1929 Ernennung zum Lehrer in Kalenborn
01.10.1930 Dienstantritt in Hülzweiler
28.09.1939 Einberufung zum Wehrdienst
20.04.1940 – 30.08.1944 Schuldienst in Hülzweiler
01.09.1944 Wiedereinberufung zum Kriegsdienst
08.05.1945 amerikanische Gefangenschaft
10.07.1945 Übergabe an die Russen
30.05.1948 Entlassung in die Heimat
01.07.1948 Wiederaufnahme des Lehreramtes in Hülzweiler
11.08.1948 komm. Leitung der hiesigen Schule
27.03.1949 Wahl in den Gemeinderat
01.04.1949 „Direktor der Volksschule in Hülzweiler
01.06.1956 – 30.05.1960 Bürgermeister von Hülzweiler
01.04.1963 Erreichung der Altersgrenze mit Übergabe der Dienstgeschäfte
1 Jahr freiwilliger Schuldienst im Angestelltenverhältnis
01.04.1964 Ausscheiden aus dem Schuldienst
21.05.1970 verstorben in Weiskirchen
Quellennachweis:
Schulchronik der kath. Volksschule Hülzweiler
Gemeinderatsbeschlussbuch von Hülzweiler von 1901 – 1910
Gemeinderat von Hülzweiler von 1949 – 1960
Saarländische Volkszeitung vom Mai 1951
Saarbrücker Zeitung vom Mai 1951