Das neue Deckengemälde

(Herausgeber: Kath. Pfarramt „St. Laurentius“ Hülzweiler 1999

Redaktionelle Bearbeitung: Heinz Bernard, Günther Altmaier, Otmar Fechler)

Foto: 2012 von Hans Günter Groß

In den Jahren 1980/81 wurde unsere Pfarrkirche einer umfassenden Renovierung un­terzogen, die Pastor Franz‑Josef Biesel unter der Bauleitung von Architekt Klaus Hoffmann in Auftrag gab. Die umfangreichen Renovierungs‑ und Restaurierungsarbeiten lagen in den Händen des traditionsreichen oberschlesischen Familienunternehmens der inzwischen allerdings bereits verstorbe­nen Gebrüder Arnold und Günter Mrziglod, die nach den schrecklichen Nachkriegsereig­nissen im saarländischen Tholey eine neue Heimat fanden. Neben der prachtvollen Ausmalung des gesamten Gotteshauses und der barockbetonten Restaurierung der Innenausstattung mit Hochaltar, Kanzel und Statuen sowie der farblichen Gestaltung des neuen Orgelprospektes gelang dabei vor allem dem Restaurator Arnold Mrziglod mit unserem herrlichen Deckengemälde ein Werk mit überzeugender Aussagekraft. Das über der Vierung plazierte Gemälde spiegelt das Martyrium unseres Pfarrpatrons, des Hl. Laurentius, wieder. In seiner dezent ‑ harmonischen und betont auf den übrigen Rahmen des Kircheninnern abgestellten Farbgebung zeigt es in der linken Hälfte den Heiligen ‑ umgeben von seinen Getreuen ‑ auf dem Feuerrost, wie er, seinen Blick flehend zu Gott erhoben, um Aufnahme ins Himmelreich bittet. Gott und den Märtyrer verbindet dabei ein ver­heißender Gnadenstrahl. Engel eilen Laurentius entgegen, um ihm den Weg durch das von Girlanden umrankte Himmelstor zum Throne des himmlischen Vaters zu bereiten. Auf der gegenüberliegenden, rechten Bildhälfte erkennt man das Gerichtsgebäude des römischen Kaisers, Valerian,  in dem die Aburteilung von Laurentius erfolgte. Davor stehen römische Soldaten Wache; Arme und Geschundene vor sich versammelt, die Lau­rentius dem Gericht als "seine Schätze" präsentierte.

Auch zeitlich Gegenständliches hat der Künstler in seinem Werk verarbeitet: Motive mit Bezug auf das heutige Hülzweiler. Im Hintergrund des Gemäldes das Hülzweiler Gotteshaus selbst sowie die Grube Ensdorf. Daneben, in der rechten Bildhälfte, die heimische Laurentiuskapelle; an der Balustrade des Gerichtsgebäu-

des einen Bergmann­ mit dem Wappen der Gemeinde Schwalbach in seinen Händen. Zeitlos originell hat Mrziglod das Brauchtumswahrzeichen unseres Ortes mit einbezogen: es liegt in Form der obligaten "Boll" auf der Balustrade. Mit dieser Verbindung zwischen Ehemaligem und Jetzigem wird dem Betrachter eine Brücke über die Zeitspanne von nahezu zwei Jahrtausenden geschlagen. Nach der Überlieferung erlitt der Hülzweiler Pfarrpatron, Erzdiakon Laurentius, am 6. August des Jahres 258 zusammen mit Pabst Sixtus II. und neun anderen Märtyrern den Märtyrertod. Er wird als Patron der Armen, Bibliothekare, Köhler und Bäcker verehrt und bei Verbrennungen und Hexenschuß angerufen. Sein Na­mensfest wird am 10. August gefeiert, das gleichzeitig auch jährlicher Anlaß für das fünftägige Hülzweiler Kirchweihfest ist.

Wie viele Kirchenmaler, hat auch Arnold  Mrziglod  bei der Schaffung seines Werkes zeitgenössische Personen als Modelle für dargestellte Figuren benutzt. Eingeweihte wissen, daß in einem der römischen Soldaten der seinerzeitige Ortspfarrer Hülzwei­lers, Pastor Franz‑Josef BIESEL, dargestellt ist, in dessen Amtszeit die Kirchen­renovierung fiel. Daß der vor der Balustrade sitzende geschundene Arme die Gesichtszüge des ehemaligen Kaplans Mathias MARX trägt; daß für den wappentragenden Berg­mann ein ehrenamtlicher Kirchenmitarbeiter Modell gestanden, und der Künstler in der Person eines dem Märtyrer beistehenden Samariters das Andenken an den kurz zu­vor tödlich verunglückten Sohn einer Hülzweiler Familie lebendig gehalten.

In den das Gemälde begrenzenden Zwickeln sind die Wappen des Pabstes und des Trie­rer Bischofs, sowie Gefangenenturm und Feuerrost als Symbole für den Märtyrertod des Pfarrpatrons dargestellt. Die Medaille trägt die Inschrift: "Komm Herr Jesus“, der das aramäische  Wort „MARANATHA“ unterlegt ist, das einen liturgischen Bekenntnisruf des Frühchristentums wiedergibt, der bereits im Neuen Testament überliefert ist, und frei übertragen in dem Ausspruch "Komm Herr Jesus“ zum Aus­druck kommt.

Ein weiteres Zeugnis seiner großen Restauratorenkunst hat Arnold Mrziglod mit der Ausmalung der Hülzweiler Laurentiuskapelle hinterlassen, die das ebenfalls kunst­voll restaurierte Gnadenbild der „Drei Mareien „ birgt, dessen Ursprung nach wie vor im Dunkeln liegt, dessen Anziehungskraft auf die Hülzweiler Gläubigen und pilgernde Besucher aber immer noch ungebrochen ist.