Neubau der Schule in der Feldstrasse 1910 – 1912

(Heinz Bernard)

Die schulischen Verhältnisse im Jahre 1905 waren katastrophal. In den drei Schulhäusern, der Knabenschule mit einem Saal, der Mädchenschule mit zwei Sälen – beide Schulen standen vor der Kirche, auf dem Platz, wo heute das Schwesternhaus steht – und in der “Löwesschule“ in der Fraulauterner Strasse  mit vier Sälen, wurden 543 Kinder in 7 Klassen in 7 Schulsälen unterrichtet. Für jede Klasse stand je 1 Lehrer zur Verfügung, der also rund 78 Schüler zu betreuen hatte. So gesehen war die Bildung einer 8. Klasse unumgänglich. Obwohl die Gemeindeväter die Notwendigkeit eines solchen Schrittes wohl einsahen, war es ihnen wegen der finanziellen Notlage unmöglich, eine 8. Lehrerstelle einzurichten. Der Notwendigkeit eines Schulhausneubaus konnten sie sich aber nicht mehr länger verschließen. Ein geeigneter Bauplatz wurde nach langen Beratungen und Überlegungen „Hinter den Gärten“ gefunden. In seiner Sitzung  am 26. Januar 1905 beschloss der Gemeinderat, dass man zur Anlegung eines Zufahrtsweges zum Bauplatz der neuen Schule in der Feldstrasse, dann Schulstrasse genannt, heute die Stefan – Schäfer – Strasse, Grundstücksteile zu 18 Mark pro Ruthe ankaufen soll. ( 1 Ruthe = 3,76 m )

Nachdem der erste Schritt getan war, erklärte sich der Gemeinderat, an dessen Spitze der Ortsvorsteher Nikolaus Strauß stand, mit den Plänen des Kreisbaumeisters zum Bau eines zweiklassigen Schulhauses nebst Lehrerwohnung mit einem Kostenaufwand von 35 000 Mark einverstanden, wenn eine Staatsbeihilfe in Höhe der Hälfte der Baukosten bewilligt würde. Um ihren guten Willen zu zeigen, beschloss man einen Sammelfonds für den Schulhausneubau zu bilden und in den Etat von 1906 einen Betrag von 600 Mark einzusetzen.

Nachdem mittlerweile die schon längst überfällige 8. Klasse eingerichtet worden war und wie schon so oft im Wechselunterricht betreut wurde, stand die Bildung einer 9. Klasse an. Beides, die neue Klasse und der Neubau einer Schule wurde abgelehnt, „ da die Gemeinderechnung pro 1905 mit einem Fehlbetrag von 6 399, 66 Mark abschließt, zu dessen Deckung eine Anleihe von 10 000 Mark aufgenommen wurde.“

Mit der Genehmigung einer Besoldungsbeihilfe von 600 Mark stellte das Ministerium die Forderung, eine 5. Lehrerstelle zur Bildung einer 9. Klasse zum 01.02.1908 zu bewilligen. Nun waren bereits zwei Klassen ohne Schulsaal und das geplante Objekt eines zweiklassigen Schulhausbaues damit überfällig. Im Jahre 1909 kann man von einer „Erpressung“ sowohl seitens der Königlichen Regierung als auch seitens der Gemeinde reden. Die Regierung machte die Bewilligung einer Staatsbeihilfe zum Schulhausneubau abhängig von der Zusage der Gemeinde, die 10. Klasse einzurichten. Der Gemeinderat erklärte sich zur Klassenbildung nach dem Neubau und nach Übernahme der „gesamten“ Baukosten durch den Staat einverstanden.

Am 05. August des Jahres 1909 kam dann endlich die frohe Kunde, dass die Königliche Regierung  ein Gnadengeschenk in Höhe von 36 000 Mark bewilligt hat. Daraufhin rang sich dann der Gemeinderat zu dem Entschluss durch, dass mit dem Bau der Schule sofort begonnen werden soll, auch wenn der Zuschuss noch nicht eingetroffen sei.

Nun wurden Pläne entworfen, vorgelegt und wieder verworfen, bis man sich einig war über einen vierklassigen Neubau nebst Lehrerwohnung, die nach der Fertigstellung von der Familie des damaligen Schulleiters Johann Scheidt bezogen wurde.

unteres Schulgebäude nach Neubau im Jahr 1909, seit 2002 Haus Kohn 

Im Juni 1910 wurde der Startschuss für den Schulhausneubau gegeben. 1912 konnte das fertige Schulhaus bezogen werden. Die schulische Situation hatte sich dadurch normalisiert. Bei einer Einwohnerzahl von 2987 mussten 667 Schüler betreut werden. Zu ihrer Unterrichtung standen in 4 Schulhäusern 11 Säle für 11 Klassen mit einer Klassenfrequenz von rund 60 Schülern zur Verfügung. 6 Lehrer und 5 Lehrerinnen standen bereit, um die ihnen anvertrauten Schüler zu erziehen und zu unterrichten.

Dies sollte sich schon bald wieder ändern, der zweite Weltkrieg stand vor der Tür. Schulisch gesehen war die Sachlage nun genau umgekehrt: jede Klasse hatte einen Schulsaal, aber nicht mehr alle Klassen einen Lehrer. Von einem geregelten Unterrichtsbetrieb konnte wieder keine Rede sein, denn nur 2 Lehrer und 6 Lehrerinnen  waren an der Schule. Die Verhältnisse waren schlichtweg katastrophal, Unterrichtsausfall, Kurzunterricht und Wechselunterricht waren an der Tagesordnung. Aber „Gott sei Dank“ blieb das Schulhaus von jeglichen Kriegseinwirkungen verschont und diente bis zum Ende des zweiten Weltkrieges  rund zwei Generationen als Bildungs– und Erziehungsstätte. In den letzten Kriegsmonaten des zweiten Weltkrieges wurde diese Schule durch Granattreffer vollständig zerstört und brannte bis auf die Grundmauern ab.

Lehrerkollegium 1910

Name             

Vorname

Beruf

Geb´datum

Geb´ort

In Hülzw.

Greffrath

Peter

Pfarrer

***

Linz/Rhein

1907-1916

Seibert

Edmund

Kaplan

***

Herrensohr

1910-1918

Scheidt

Johann

Schulleiter

***

Filzen/Konz

1906-1920

Kiefer

Nikolaus

Lehrer

***

Saarwellingen

1900-1913

Gabriel

Jakob

Lehrer

***

Güchenbach

1902-1929

Kessler

Karl

Lehrer

 

 

1907-1924

Dax

 

Lehrer

 

Schwemling.

1909

Lange

Thekla

Lehrerin

***

Trier

1905-1951

Umbach

Maria

Lehrerin

***

Quint/Trier

1905-1919

Stein

Katharina

Lehrerin

***

Fraulautern

1909-1954

Jost

Magdalena

Lehrerin

***

Schiffweiler

1909-1925

Philippi

Maria

Lehrerin

 

Fraulautern

1911-1948

 

 

 

 

 

 

 (*** = liegt vor, jedoch aus Datenschutzgründen ausgeblendet)