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Hülzweiler Pfarrei und Schule

BEITRÄGE ZUR PFARREI- UND SCHULGESCHICHTE

von Otto Wilhelm

Wenn es um die Pfangeschichte der Dörfer unserer Heimat geht, so wird immer wieder die Wallfahrtsliste des Erzbischofs Ruotbert von Tner herangezogen, Dieser residierte von 931 — 965 und ordnete an, daß alle Gemeinden am Palmsonntag, dem Tag der Mettlacher-Klostergründung nach Mettlach wallfahren sollten. Er ließ eine Liste mit den Namen aller Orte erstellen, die zu dieser Wallfahrt verpflichtet waren. Unter den Nachfolgern des Erzbischofs Ruotbert wurde diese Liste erneuert und ständig erweitert. Es sind insgesamt 76 Dörfer, die in dieser Wallfahrtsliste genannt werden, darunter auch — Wilre ‚ also Hülzweiler (Vgl. hierzu:Wilhelm Otto, Chronik von Hülzweiler, Band I) Wir können daher davon ausgehen, dass unser Dorf vor der Jahrtausendwende entstand. Ein genaueres Datum gibt uns die Gründungsakie des Klosters Fraulautern. Der Ort Wilre wird als Klosterbesifz aufgeführt. Die Urkunde stammt aus dem Jahr 1154. Auch in den Stiftungsurkunden des Klosters Wadgassen der Jahre 1152, 1179 und 1197 wird Wilre genannt. Dieses Kloster hat ebenfalls Besitztümer in Hülzweiler. Michael Tritz bestätigt in seinem Buch „Die Geschichte des Klosters Wadgassen" ausdrücklich Hülzweiler als Klosterbesitz von Wadgassen und berichtet, daß die Mönche von Wadgassen zeitweilig die Bewohner von Hülzweiler betreuten. Christliches Leben in Hülzweiler um das Jahr 1200 ist also nachweisbar. Über eine Kirche in Hülzweiler wird allerdings noch nicht berichtet. Wir kennen urkundliche Erwähnungen aus den Jahren nach 1197, die über Verbindungen zum Kloster Fraulautem und zum Kloster Wadgassen berichten. Aus den Jahren 1265, 1312, 1327, 1344, 1350 und 1361 gibt es zahlreiche abgesicherte Hinweise über enge Verbindungen zu beiden Klöstern. Eine Kirche jedoch wird nicht genannt. Im Jahre 1426, so berichtet die Legende, wird in Hülzweiler (Wilre) eine Kapelle gebaut. In diesem Jahr beginnt die Geschichte des kirchlichen Eigenlebens von Hülzweiler. Die 1426 erbaute Kapelle ist untrennbar mit der Geschichte der Pfarrei verbunden. Sie ist die erste Kirche von Hülzweiler. Verkaufe, Schenkungen und fromme Stiftungen an Klöster und andere kirchliche Einrichtungen waren damals keine Seltenheit, und auch das Kloster Fraulautern verdankt seine Entstehung und Fortentwicklung einer solchen Stiftung. Ein Ritter namens Adalbert, der auf dem Schloß Tiefenbach bei dem heutigen Ensdorf lebte, vermachte dem Erzbischof Meinherr von Trier all seine Güter mit der Auflage, ein Kloster zu errichten. Der Sohn des Ritters war bei einem Jagdausflug tödlich verunglückt, und der Vater wollte, daß an der Stelle, an der der Tote geborgen worden war, ein Kloster errichtet werden sollte. Die urkundliche Erwähnung dieser Stiftung stammt aus dem Jahre 1154 und weist tatsächlich auf die Verfügung des Ritters hin, der zur Zeit des Erzbischofs

Meinherr seinen Besitz dem Bistum übertrug. Durch die Einsprüche der Mönche von Mettlach, die um ihren Einfluss in unserer Gegend und um ihre Pfründe fürchteten, konnte der Bau erst unter dem Nachfolger Meinherrs, dem Erzbischof Albero (1131-1152) erfolgen, und somit wurde der Wille des Stifters erfüllt. Der Erzbischof ließ im Jahre 1141 nahe Fraulautem (Lutres) ein Kloster erbauen und schon ein Jahr später mit Mönchen besetzen, die nach den Regeln des hl. Augustinus lebten. Papst Hadrian IV. (1154-1159) stellte das Kloster unter seinen Schutz und verfügte im Jahre 1154, dass das Kloster von jedem „Fremdanspruch" freizuhalten sei. In dieser Urkunde werden auch verschiedene Klostergüter erwähnt, unter anderem Besitztümer in den Dörfern Reisweiler‚ Schwarzenholz und Hülzweiler. Die nachweisbare Geschichte der Herrschaft des Klosters Fraulautern beginnt also 1154. Die geistlichen Herren, die das Kloster bewohnten, blieben nur wenige Jahre in Fraulautem- (Lutrea). Die Chronik besagt, dass sie bald ihre Pflichten vernachlässigt hätten. Eine geistliche Betreuung des Umfeldes war also ausgeblieben‚ und der Aufenthalt von Mönchen kann nicht als der Beginn eines geordneten kirchlichen Gemeinwesens in unserer Gegend ausgewiesen werden. Das Scheitern eines Männerklosters in Fraulautern ist wohl auch aus den Umständen seines weltlichen Umfeldes zu erklären. In der Nähe von Fraulautern (Lutrea) existierten zu dieser Zeit bereits sieben Mönchsniederlassungen. Die materiellen Grundlagen waren damit sehr schmal. Ganz anders stellte sich die Situation der Frauenklöster in der Saarregion dar. Nur in Ottweiler-Neumünster stand ein weiteres Frauenkloster. Es bot sich also an, das- Kloster Fraulautem in den Besitz von Nonnen zu überführen. Schon seit langem bestand bei dem Hochadel des Saar — Moselraumes ein dringendes Bedürfnis, die unverheirateten Töchter standesgemäß zu versorgen. So sollen bereits im Jahre 1160 Augustinenonnen das Kloster in Fraulautern übernommen haben. Der Mönch Cäsar von Heisterberg schreibt im Jahre 1210: "In der Diözese Trier befindet sich in Lauterm ein Frauenkloster." Die Damen, alle von adeliger Herkunft, lebten ebenfalls nach den Regeln des hl. Augustinus‚ und sie erwarben sich bald nach ihrem Einzug einen hervorragenden Ruf der Frömmigkeit. Die geordnete, geistliche Betreuung unserer Gegend nahm einen neuen, entscheidenden Anfang. Durch das Vermögen, welches die adeligen Damen einbrachten, wuchsen Besitz und Einfluß rasch an. Im Jahre 1344 verkaufte der Ritter Arnold von Castell seine Güter in Schwarzenholz und Hülzweiler dem Kloster. Der Vertrag wurde am 12. Juni von der „Meisterin Hildegard und ihrem Probst" unterzeichnet. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Herren von Ruhlingen, von Löwenstein, von Rathsamhausen und auch die Grafen von Saarbrücken Mitgrundbesitzer in Hülzweiler. Im Laufe der Zeit gingen jedoch alle Güter dieser Herrschaften in den Besitz des Klosters über. Den Anteil der Herren von Dillingen, welche Waldbesitz in Hülzweiler hatten, kaufte die Äbtissin

Apollonia von Greßnich dem Freiherrn Wilhelm Marzloff für 700 Gulden ab. Die Hand der Gmundherren lastete zu dieser Zeit schwer auf den armen Leuten. Die Zinsen und Fronden des Klosters sollen jedoch immer maßvoll und für die damalige Zeit recht milde gewesen sein. Das weltliche und geistliche Leben lief unter dem Schutz der mächtigen Frau, die ihren Einfluss bis zum französischen Hofe hatte, in ruhigen Bahnen. Der Bevollmächtigte des Klosters in den Dörfern war der "Meier". Dieser wurde durch das Kloster bestimmt, Viele Jahre war der „Meier" von Schwarzenholz auch für Hülzweiler zuständig. Überhaupt schien das Dorf Schwarzenholz dem Kloster wichtiger als Hülzwciler gewesen zu sein. Alle Jahredinge und auch Gerichtssitzungen fanden in Schwarzenholz statt. Vielleicht spielten die Größe der Dörfer und die Zahl ihrer Bewohner eine Rolle. Bis zum 16. Jahrhundertgrab es in Schwarzenholz mehr Zinspflichtige als in Hülzweiler. Das Recht der Äbtissin, Jahrgedinge abzuhalten, wird in allen Urkunden bestätigt, und so gab es in ihren Dörfern an Geschäften nichts zu tätigen, an denen Fraulautem und sein „Gotteshaus" keine Vorteile gezogen hätte. Jeder Untertan war zur Fronleistung verpflichtet  Beim Verkauf von Eigentum erhob die Äbtissin den „dritten Pfennig", auch Kaufgeld genannt. Die größte Abgabe. die der Bauer erbringen mußte, war die Sogenannte „Schaft". Unter diesen Begriff vielen Abgaben in Form von Geld, Getreide, Früchte, Flachs, Hanf und Vieh. Wenn ein Hausmann (Haushaltsvorstand) starb, konnte die Äbtissin das „beste Stück" aus dem Haushalt des Verstorbenen einziehen. Die Grundherrin hielt sich für die nun zu erwartende Einbuße an Steuern schadlos. Das wohl wichtigste Dokument aus dem Mittelalter über Hülzweiler ist das sog. „Hülzweiler Weistum von 1513“. Die ländlichen Rechtsquellen sprechen von ‚Weisen‘ oder "Weistümer". Diese, vielfach auf mündliche Überlieferung zurückgehenden, später aufgezeichneten Rechtsquellen, beinhalten die Rechte und Pflichten der Untertanen ihren Herrschaften gegenüber. Wir unterscheiden, je nach Inhalt, in weltliche und kirchliche Weistümer. Ein für die Kirchengeschichte wichtiger Abschnitt des Weistums ist die Aussage über die Collatur, d.h. über das Recht, den Pfarrer zu bestimmen. Wir lesen: „Der Abt von lholey hat das Recht den Pfarrer zu bestimmen. zur Zeit versieht der Pfarrer von Roden diesen Dienst. Er erhält hierfür einen Anteil des an das Kloster abzutretenden Zehnten." Den anderen Teil hatten die Herren von Harracourt, die auch Bergrichter zu Wallerfangen waren. Neben dem Bericht über die Kapelle und alljährlich stattfindenden Markt, lesen wir über eine Kirche in Hülzweiler, die genügend Geld zu einem eigenen Hausstand habe. Die Gemeinde bezahle den Pfarrer von Roden in Form von Naturalien. Die Abschnitte des Weistums, die über eine Kirche in Hülzweiler berichten. beweisen eindeutig, es gab schon im I6. Jh, eine Kirche in unserem Ort, wenn sie vielleicht auch nur den Rang einer Filialkirche hatte, Es wird aber wohl nie  eindeutig geklärt werden können, 0b diese Kirche mit der uralten Laurentiuskapelle identisch war. Vieles spricht dafür, so auch die Tatsache, dass später die Pfarrkirche 1715 dem hl. Laurentius geweiht wurde. Neben den Nachrichten über die kirchlichen Verhältnisse spricht das Weistum vordergründig über die Rechte und Gewalten der Äbtissin von Fraulautem über die Untertanen von Hülzweiler, die in einem Verhältnis der Leibeigenschaft zum Kloster standen. Das alte Dokument beinhaltet neben den Regelungen, die Ablauf und Einkünfte des Marktes bestimmen, klare Aussagen über eine Kirche in Hülzweiler. Es heißt u.a.: „Die Collatur (das Recht, den Pfarrer zu bestimmen) gehört dem Abt von Tholey. Dieser hat hierfür die Hälfte des großen und kleinen Zehnten, die andere Hälfte haben die Herren von Harracourt, jetzt Bergrichter zu Wallerfangen. Es hat die Kirche wiederum Güter genug zu einem eigenem Hausstand." Die Datierung der Urkunde (1513) schließt allerdings die Entstehung einer Kirche zu einem früherem Zeitpunkt nicht aus, da im Inhalt derselben Mitteilungen aus dem vorherigen Jahrhundert zu registrieren sind. In diesem Zusammenhang kann auf eine Urkunde aus dem Jahre 1443 hingewiesen werden, in dem ein Herr von Harracourt als „Johann Kirchherr zu Hülzweiler“ genannt wird. Die fast zeitgleiche Erwähnung einer „Lorenzbruderschaffl (1445) an der Kapelle von Hülzweiler könnte ein Indiz dafiir sein, dass diese Kapelle die erste Kirche in unserem Ort war, zumal von eigenen Einkünften der Kapelle geschrieben wird. In dem Buch über die Siedlung- und Pfarrorganisation des Bistums Trier von Ferdinand Pauly wird im Verzeichnis der Patrozinien die Kapelle im Jahre 1501 als „freie Kapelle“, d.h. als Kapelle mit besonderen Privilegien bezeichnet. Berichte aus Nachbargemeinden aus den Zeiten der Religionswirren zur Zeit der Reformation (1520) wird die Kirche von Hülzweiler als ein „festes Fundament des katholischen Glaubens“ genannt. Nach den Regelungen der damaligen Zeit mußten die Untertanen den Glauben der Landesherren annehmen. So Wurden die Nachbardörfer Schwalbach, Saarwellingen und Schwarzenholz evangelisch. Sie lagen im Herrschafisbereich der Grafen von Saarbrücken. Hülzweiler blieb katholisch. Aus den Jahren um 1570 wird von heimlichen Wallfahrten der Nachbarn aus Schwalbach und Saarwellingen zur Kapelle von Hülzweiler berichtet. Auch kämen „die aus dem Papsttum" von Hülzweiler alljährlich an Karfreitag in diese Nachbardörfer mit Fahnen und würden an die Kirchentüren klopfen und die Einwohner zum Festhalten am alten Glauben auffordern. Aus Visitationsberichten der evangelischen Kirchengemeinde Saarwellingen aus dem Jahre 1611 geht dies ebenfalls hervor. Es wird von „den Heiligen aus Hülzweiler" berichtet, die immer wieder nach Saarwellingen kommen und katholische Lieder singen. Die Leute von Hülzweiler kamen am Blasiustag (25. April) in einer Prozession nach Saarwellingen. Sie opferten Schweinsköpfe, deren Erlös fiur die Armen bestimmt war (vergleiche Dr. Oberhauser Wallfahrten und Kultstätten im Saarland).Von 1600 bis 1630 wirkte in Saarwellingen der evangelische Pastor Philipp Schnetter im Auftrag des Grafen von Saarbrücken. Erst zwischen 1640 und 1680 wurde Saarwellingen durch die Mönche von Wadgassen wieder rekalholisiert. Im Jahre 1618, am 27. Oktober, fand in Hülzweiler eine kirchliche Visitation durch das Landkapitel statt. Ganz eindeutig wird von einer Pfarrkirche mit eigenem Vermögen berichtet. (Parochialis Ecclesia) Die Kirche hat zwei Altäre und einen Taufstein. Das Vermögen beträgt zZt. 2 Franken. Es kann also kein Zweifel daran bestehen, dass neben der Kapelle zu dieser Zeit bereits eine Kirche in Hülzweilcr stand, denn die Ausführungen über die Innenausstattung der Kirche weichen erheblich von der Beschreibung über das innere der Kapelle ab. Die Kapelle hatte nur einen Altar und auch keinen Taufstein. Auch wird das Gnadenbild in der Kapelle bei der Beschreibung der Kirche nicht erwähnt. Der Dreißigjährige Krieg brachte über Deutschland unsägliches Leid, und auch das Land an der Saar wurde verwüstet. Dörfer und Städte waren zum Teil menschenleer geworden. In den Klosterakten finden wir im Jahre 1656 folgende Notiz: "Hülzweiler ist zur Zeit unbewohnt." Doch sicher hatten im Schutze der Wälder Leute überlebt und später mit dem Wiederaufbau des Dorfes begonnen. Bereits im Jahre 1671 gibt es in Hülzweiler wieder Familien, die in der Lage sind, Steuern an das Kloster zu zahlen (siehe Chronik von Hülzwaveiler, Band 1). Die mündlichifÜberliefenmg berichtet auch über einen Kirchenbau im gleichen Jahr. Ob es sich in diesem Fall um einen Wiederaufbau oder um einen Neubau handelte, wird nicht erwähnt. Ihr Standort soll die Stelle gewesen sein, wo heute das „Kulturhaus" steht. Dort wurde auch ein Friedhof eingeweiht. Obwohl über diesen Bau keine Urkunden existieren, gibt es doch einige konkrete Hinweise in dieser Richtung. Beim Abriß der alten Kirche von 1837 wurde ein Türbogen mit der Aufschrift: „Errichtet 167l" gefunden. Im Taufregister der Wallraffschen Kartei (Kreisarchiv Saarlouis) fand ich folgende Eintragungen: Mathias Kiefer, getauft am 27.04.1683 in der Kirche zu Hülzweiler; Henricus Kiefer, getauft am 12.03.1686 in der Kirche zu Hülzweiler. Die Übersetzung der Kirchenbücher durch Professor Wallraff sind durchaus vertrauenswürdig, und so ist auch hier ein weiterer Hinweis für die Existenz einer Kirche in Hülzweiler geliefert. Die Taufen runden allerdings durch den Pfarrer von Saarwellingen vorgenommen. Da in dieser Zeit alle Taufen von Neugeborenen aus Hülzweiler in Saarwellingen erfolgten, scheint die Kirche von Hülzweiler erst später dienstbereit gewesen zu sein. Auch in späteren schweren Zeiten haben Geistliche aus Saarwellingen für Hülzweiler Aushilfsdienste übernommen, so auch während und nach der französischen Revolution. Im Jahre 1700 wird auf Anordnung der Äbtissin von Fraulautem, Caroline von Hagen, eine neue kleine Kirche gebaut. Standort ist der gleiche wie im Jahre 1671. Ein Kirchenschöffe (scabinus ecclesia) namens Joes Adamus Weiler wird erstmalig für Hülzweiler genannt. Joes Adamus Weiler war als Maurer zum

Bild von Josef Ney, Künstler aus Fraulautern

Festungsbau nach Saarlouis gekommen und hatte sich in Hülzweiler niedergelassen. Er hatte in Saarlouis gutes Geld verdient, kaufte sich Land in Hülzweiler und ließ sich als Landwirt nieder. Schon im Jahre 1708 wird er als der meistbesteuerte Bauer genannt. Das Jahr 1715 ist für die Pfarrgeschichte von Hülzweiler von größter Bedeutung. In diesem Jahr wurde die Kirche durch den Weihbischof von Eyß zur Pfarrkirche erhoben. Ein Pfarrer kam nach Hülzweiler. In der Erhebungsurkunde heißt es bezeicbnenderweise „wieder zur Pfarrkirche erhoben". Dies ist ebenfalls ein bedeutender Hinweis auf eine frühe Kirche von Rang in Hülzweiler. Der erste Pfarrer unseres Ortes hieß Mathias Gilles. Er wurde am 30.04.1687 in Baumbiedersdorf (= Bambiderstroff/Moselle) geboren. Seine Eltern waren Leonard Gilles und Elisabeth geb; Großjean. Pfarrer Gilles war 28 Jahre alt, als er in Hülzweiler sein Amt antrat. Er wirkte in Hülzweiler 35 Jahre, bis zum Jahre 1750. Über seine Amtszeit gibt es kaum eine schriftliche Hinterlassenschaft. Auch über eine Schule wird nichts berichtet. Der Ort hatte zu dieser Zeit etwa 120 Einwohner. In die Amtszeit von Gilles fiel der polnische Erbfolgekrieg, der unserer Gegend viele Drangsale brachte. Zur Erinnerung an ihre in diesem Krieg umgekommenen Söhne, hatte die Familie Bascour damals das alte Kreuz an der Ecke Brunnenstraße errichtet. (Siehe Chronik Band 2.). Gegen Ende seiner Amtszeit scheint Pfarrer Gilles ein kranker Mann gewesen zu sein, denn ihm wurde ein Pfarradrninistrator namens Hermann Behm zugeordnet. Dieser beginnt im Jahre 1740 mit der Führung eines Kirchenbuches. Einige frühe Daten zur Pfarrgeschichte:

Anläßlich der Kircheneinweihung wurde die Pfarrgemeinde durch den trierischen Weihbischof visitiert. Der Visitationsbericht liest sich wie folgt: „Die Pfarrei hat 160 Kommunikanten. Eine religiöse Bruderschaft besteht nicht. Der Zustand der Kirche ist sehr gut. Drei Altäre sind vorhanden. Die Kirchengeräte sind ärmlich. Zwei Glocken sind vorhanden. Das Einkommen des Pfarrers beträgt die Hälfte des großen u. kleinen Zehnten. Zwei Drittel der Erträge aus den Kirchengütern gehören dazu. Dem Pfarrer wurde ein Bauplatz zur Verfügung gestellt, worauf ihm auch ein Haus gebaut wurde. Hinter dem Pfarrhaus ist ein Garten, der dem Pfarrer überlassen ist. Das Opfergeld gehört dem Pfarrer. Brot und Wein werden von den Gläubigen gestellt. Für die jährliche Pflichtmesse erhält der Pfarrer fünf Wagen Holz. Es wird Klage geführt, daß an den Sonntagen knechtliche Arbeit verrichtet wird. Die Hebamme hat ihren vorgeschriebenen Eid noch nicht geleistet. Der Kirchenrat beklagt sich, dass der Pfarrer seines Geistes nicht mehr mächtig sei und oft betrunken wäre. Es möge ihm der Administrator Behin mit Vollmachten beigegeben werden, bis der Pfarrer wieder gesund sei. Der Bischof erließ folgende Verordnung: Vikar und Kirchenschöffe sollen das nächtliche Zusammentreffen der Geschlechter unterbinden. Das Kartenspiel‘ am Sonntag möge unterbleiben. Die Eltern sollen ihre Kinder zum Religionsunterricht schicken. Der Vikar soll den kranken Pfarrer unterstützen.“ So weit der Visitationsbericht von 1739. Weitere Visitationen fanden in den Jahren 1760 und 1771 weitere Visitationen statt. Die neue Kirche in Hülzweiler ist nach Angaben eines alten Berichtes, den ich entdeckte, 61 Fuß lang und l8 Fuß breit. Diese Maße sagen uns heute nicht Viel, denn zu jener Zeit hatte fast jede Herrschaft ihr eigenes Maß oder Gewicht. Die Maße eines Fußes schwankten zwischen 25 und 33 Zentimeter. Welches Maß nun unserem Archivbericht zu Grunde lag, war nicht festzustellen. Die neue Kirche war sehr niedrig und im Winter, wenn die Türen wegen der Kälte geschlossen wurden, litten die Leute an Atemnot. Das Gotteshaus war schlicht und einfach. Als einzige Besonderheit wird ein alter gotischer Schrein erwähnt. Die Pfarrkirche wurde zu Ehren des Hl. Laurentius und des Hl. Wendalinus geweiht, der Hauptpatron war allerdings Laurentius, dessen Patronat schon in der Kapelle Bestand hatte. 1m Jahre 1739 wird ein Johannes Jochum als „receveur de 1a fabrique" genannt, d.h. er war Kirchenrechner. Von einer Schule ist ebenfalls die Rede, doch soll der Schulbesuch der Kinder nur unter Zwang erfolgt und recht unregelmäßig gewesen sein. Genaue Unterlagen über eine richtige Schule kennen wir nicht aus dieser Zeit. Im Sterbejahr von Pastor Gilles, 1750, ist ein Nikolaus Grieß „receveur de la fabrique" (geb. 1705, gest.19.5.l765). Nach dem Tode von Pfarrer Gilles übernimmt der bisherige Vikar Hermann Behin die Pfarrei in Hülzweiler. Hermann Behin, der 1737 in Trier geweiht wurde, stammte aus Luxemburg. Wie kam es, dass er aus Luxemburg stammend‚ ausgerechnet nach Hülzweiler kam? Eine Begräbnisurkunde aus Ensheim vom 16. 3. 1748 gibt uns hierüber Auskunft. Bei dem Begräbnis der Anna Katharina Rodolf geb. Mertz aus Luxemburg ist auch Vikar Hermann Behin zugegen. Die Verstorbene war eine Schwester des Abtes Hermann Mertz V. Wadgassen (1705-1730). Hier ist mit Sicherheit eine Verbindung herzustellen, denn beide Familien, Behin und Mertz, kommen aus Luxemburg und Hermann Behrn hatte denselben Vornamen wie der Abt Hermann Mertz. Er könnte so der Pate von Behin gewesen sein. Es wäre also noch zu klären, warum die Schwester des Abtes Mertz in Ensheim beerdigt wurde. Die Gründe waren leicht zu finden. Anna K. Rodolf war mit dem Bruder des damaligen Pfarrers von Ensheim, Johannes Rudolf verheiratet. Einen weiteren, wichtigen Hinweis auf eine persönliche Beziehung von Hermann Behrn, Vikar in Hülzweiler, finden wir in der Geschichte des Klosters Wadgassen, denn in der Amtszeit des Abtes Hermann Mertz‚ ist ein Prior Heinrich Behm dort an hervorragender Stelle tätig. In den Jahren zwischen 1730 und 1750 war der Landwirt Jean Jacob Meier in Hülzweiler. In seiner Amtszeit entstand der bedeutende Viehmarkt von Hülzweiler (1740). Diese für Hülzweiler so wichtige Einrichtung war nicht die einzige Großtat von Jean Jacob. In seiner Amtszeit entstand die erste richtige schulische Einrichtung in unserem Dorf. Der rührige Ortsvorsteher hatte sich mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft für diese Einrichtung eingesetzt. Von Vikar Behm und später von diesem als Pfarrer unterstutzt. Die Bewohner von Hülzweiler waren zu dieser Zeit des Schreibens und des Lesens unkundig, auch Jean Jacob unterschrieb mit einem einfachen Kreuz. Manche Leute hatten ein bestimmtes Handzeichen, mit dem sie sich individuell darstellten. Dies war in der ganzen Gegend durchaus üblich. Ortsvorsteher und Pfarrer setzten sich also zu jener Zeit für eine Verbesserung im Bildungsbereich der Gemeinde ein. Man wollte nicht mehr einen einfachen Handwerker als Schulmeister haben, der im Winter ein paar Wochen unterrichtete, sondern einen Lehrer mit einem realen Ausbildungsstand, der ihn über das allgemeine Niveau erhob. Um das Jahr 1745 kommt der Johann Adam Woll aus Uchtelfangen nach Hülzweiler. Er ist gelernter Schreiner. Laut Kirchenbuch heiratet er am l8.05. 1749 die Appolonia Freitag aus Hülzweiler. In dieser Heiratsurkunde wird Johann Adam Woll schon „regent d'eeole de Hülzweiler" genannt. Er ist also der erste Schulmeister in Hülzweiler, den wir urkundlich nachweisen können. Die Eltern von Woll lebten in Käsheim bei Uchtelfangen und waren wohlhabende Bauersleute, Johannes Wool (Woll) und Margarete Kniebes. Über die Bezüge von Johann Adam Woll in Hülzweiler ist uns nichts hinterlassen worden. Sicher ist jedoch, dass er von den Lehrerbezügen allein bestimmt nicht leben konnte. Er wird als Schreiner weiter gearbeitet haben. Die Kirchenverwaltung von Hülzweiler steuerte jährlich für jedes Kind 20 Kreutzer bei, In der Schulchronik von Schwalbach finden wir im Jahre 1760 einen deutlichen Hinweis auf den Lehrer in Hülzweiler. Es heißt dort: „Ähnlich wie in Hülzweiler, wird unser Lehrer einen großen Teil seines Lebens hinter dem Handwerkstisch verbracht haben.“ Johann Adam Woll heiratete in zweiter Ehe die Anna Kiefer. In der Heiratsurkunde vom Ol. 06.1757 wird Woll als „ludimagister" bezeichnet. Von einem besonderen Schulhaus wird zu dieser Zeit noch nichts berichtet. Der Schulmeister hielt den Unterricht in seiner Wohnstube ab. Die Methoden der Lehrer waren oft recht einfach, und man beschränkte sich in vielen Fällen auf die Unterweisung im Singen der Kirchenlieder und dem Erlernen der Anfangsbuchstaben des eigenen Namens. Der Unterricht begann noch immer nach Beendigung der Feldarbeiten und endete am Gertrudentag am 17. März.  


Hülzweiler Pfarrei und Schule

Foto von Hans Günter Groß, 16.09.2012

Im Jahre 1618 inkorporiert Franz Peter von Hagen, Propst zu St. Simeon und Offizial des Erzbischofs von Trier, die Kapelle S. Marie Magdalenae, Jakobae und Salomae, welche von Heinrich von Rollingen, Herrn zu Siebenborn und Dagstuhl erbaut worden, nun aber sehr zerfallen und vernachlässigt ist, dem Kloster Fraulautern. Die Kapelle mit dem Laurentiusborn war ein besuchter Wallfahrtsort. Im Jahre 1768 und 1825 ward sie wiederhergestellt und 1844 neu erbaut. Über dem Altar befindet sich eine rechteckige Platte mit dem Reliefbild der „drei Mareien“ mit den Salbgefaßen in den Händen, vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Möglicherweise wird in der Darstellung eine Erinnerung an die bekannten Matronensteine aus römischer Zeit wachgehalten. Eine Dreijungferngruppe befindet sich auch z. B. im Dom zu Worms sowie in Auw, (ZHVIMERMANN, Die Kunstdenkmäler der Kreise Ottweiler und Saarlouis, S. 208, Düsseldorf 1934) Im Jahre 1750 hatte Johannes Schwinn das Amt des Meiers übernommen. Er hatte die Tochter seines Vorgängers Jean Jacob geheiratet, und er stand so in der Tradition dieses verdienten Mannes. In seine Amtszeit fielen gravierende Veränderungen in politischer Hinsicht für unsere Saarheimat. Infolge des polnischen Erbfolgekrieges (siehe Bd. l Chronik von Hülzweiler) wurde der ehemalige König von Polen, Stanislaus Lescinsky Herzog von Lothringen, und im Jahre 1768 fiel das Herzogtum an Frankreich. Hülzweiler wurde französisch, die Nachbardörfer Schwalbach und Saarwellingen blieben deutsch. Johannes Schwinn, der sich nun „maire“ nannte, blieb in diesem Amte bis zum Jahre 1778. Infolge der politischen Veränderungen, gab es in den schulischen und kirchlichen Zuständen keine Änderungen, die Verhältnisse blieben bescheiden. Pfarrer Behm blieb weiter im Amt. Der erste Schulmeister Johann Adam Woll starb im Jahre 1768. Das Amt des Schulmeisters blieb nun 2 Jahre unbesetzt, es konnte kein geeigneter Kandidat gefunden werden, der aus den bescheidenen Mitteln der Gemeinde hätte bezahlt werden können. lm Jahre 1770 entschloß man sich, den Ackerer und Schreiner Franz Linn mit den Aufgaben eines Schulmeisters zu betrauen. Franz Linn war ein Schüler des alten Lehrers Adam Woll gewesen und hatte sich schon in seiner „Schulzeit" als überdurchschnittlich aufgeschlossen und begabt gezeigt. Er hatte schon einige Jahre zuvor das Küsteramt übernommen. Ein solches Amt (Küster) setzte zu dieser Zeit voraus, daß man eine schöne Stimme hatte, man mußte in der Kirche Lieder anstimmen und mußte lesen können, um die Liedertexte vorzutragen. Also war er auch fähig, das Schulamt zu übernehmen. Franz Linn war 1732 1732 in Hülzweiler geboren und war mit Gertrud Gries in erster Ehe und mit Gertrud Kiefer in zweiter Ehe verheiratet. Franz Linn unterrichtete etwa 40 Kinder. Jedes Kind bezahlte einen „Sous" (5 Centismen) Schulgeld. Hochgerechnet konnte sich das Jahresgehalt von Linn auf 2530 Franken belaufen. Am Neujahrstag wurde er, wie der frühere Schulmeister, von den Eltern der Kindern beschenkt in Form von Linsen, Bohnen, Flachs, Hanf und Erbsen. Von der Gemeinde erhielt Franz Linn nun auch in jedem Jahr ein „Los“ Holz. Dieses Holz mußte er sich allerdings im Gemeindewald selber schlagen. Keinem Bauern oder Tagelöhner sah zu dieser Zeit in einem Lehrer etwas Besonderes. Vielen Dorfbewohnern war das Lehreramt ein lästiges Übel, und der Schulmeister mußte öfter als ihm lieb war, seine ihm zustehenden „Kasualien" eintreiben. Die Einkünfte als Lehrer reichten nicht aus, seinen Lebensunterhalt zu sichern. Handwerk oder Landwirtschaft waren notwendig, um die Familie zu ernähren. Aus der ersten Ehe mit Gertrud Gries (oo 27. l0. 1763) ging der Sohn Franz hervor (*O5. O2. 1769) Dieser wurde der Nachfolger seines Vaters. Franz Linn, der Ältere, starb am 02.02.1799 in Hülzweiler. Er war 67 Jahre alt geworden. Wann ihm sein Sohn Franz im Amt des Lehrers und Küsters folgte, ist nicht genau bekannt. Es ist aber anzunehmen, daß er seinen Vater schon zu Lebzeiten unterstützte und auch von ihm ausgebildet wurde. Franz Linn, der Jüngere, war Schreiner und Ackerer wie sein Vater und heiratete am 23.08.1793 Anna Connerad aus Primsweiler. Aus der Ehe gingen 5 Kinder hervor. In den Urkunden des Pfarrarchivs wird Franz Linn als garcon menuisier, d.h. Schreinergeselle, bezeichnet. Im Jahre 180l wird er in einer Urkunde „instituteur“ genannt. Diese Bezeichnung in französischer Sprache, abgeleitet vom lateinischen „institutor", wörtlich übersetzt Schöpfer oder Begründer. Durch die Wirren der Französischen Revolution 1789, die auch in unserer Heimat große Umwälzungen zufolge hatte, waren Schul- und Kirchendienst vernachlässigt worden. Es ist also anzunehmen, dass mit Franz Linn als „instituteu.r" ein neuer Abschnitt in der Schulgeschichte von Hülzweiler begonnen hatte. Im Jahre 1785 wird in Hülzweiler ein neuer Pfarrer eingeführt. Pastor Hermann Behm ist erkrankt und begibt sich in den Ruhestand. Er ist im Jahre 1793 als „petre constitunionel" in Fraulautern gestorben. Der neue Pfarrer ist Nikolaus Leistenschneider. Ihn erwartet in Hülzweiler ein schweres Schicksal. In der nun bald beginnenden Franz. Revolution wird er eine besondere Stellung innerhalb der Geistlichkeit unserer Gegend einnehmen. Nikolaus Leistenschneider wurde im Jahre 1753 in Saarlouis als Sohn des Louis Michel Leistenschneider und der Katharina Klein geboren. Der Vater war Gründer und Besitzer der Papiennühle in Dillingen. Der Großvater Ferdinand Leistenschneider, verheiratet mit Anna Barbara Stein, einer Verwandten des Abtes Michel Stein von Wadgassen, war Eisenhändler in Saarlouis. Wie wir wissen, gehörte Hülzweiler zu dieser Zeit zum französischen Staatsgebiet, und so erlebt Nikolaus Leistenschneider bald das Grollen der herannahenden Revolution, die sich auch im besonderen in Saarlouis bemerkbar machte. Den Haushalt für Pastor Leistenschneider führte seine Mutter, nachdem deren Ehemann Louis Michel gestorben war. Auch die Großmutter Anna Barbara geb. Stein kam als alte Frau zu ihrem Enkel nach Hülzweiler. Zu ihrer Beerdigung am 09.09.1790 kamen nach Hülzweiler neben zahlreichen Verwandten ihre Enkel, die in der Umgebung von Hülzweiler eine besondere Stellung innehatten: 1. Louis Michel L., Papiermühlenbesitzer, 2. Jacques L., Mühlenpächter, 3. Pierre L.‚ Müller zu Elm, 4. Jean Limbourg, Papiennühlenbesitzer aus Elm, 5. Jean Pierre Ganster, Kaufmann in Saarlouis, 6. Nikolaus Baltzer, Kaufmann in Saarlouis. Ein weiterer Enkel, Mathias Leistenschneider, brachte es unter Napoleon zum Oberst der kaiserlichen Garde. (Dieser war also der leibliche Vetter unseres Pastors Nikolaus Leistenschneider.) Am 14. Juli 1789 erstürmte das Volk von Paris die Bastille und löste so die Französische Revolution aus, deren Auswirkungen bald auch in unserer Heimat zu verspüren waren. Am 21.02.1791 verließen die Stiftsdamen von Fraulautern mit der Abtissin Sophie von Neuenstein das Kloster und flohen nach dem reichsdeutschen Schwarzenholz. Eine 600jährige Herrschaft des Klosters ging zu Ende. Eine neue Zeit brach an. Die bis dahin leibeigenen Bauern und Tagelöhner von Hülzweiler wurden frei. Das Gebiet um Saarlouis wurde in einem sogenannten Kanton neu gegliedert und umfasste u.a. folgende Ortschaften: Saarlouis, Dillingen, Hülzweiler, Roden, Ensdorf und Lisdorf. In Saarlouis hatten mittlerweile die Jakobiner ein gottloses Regime errichtet. Am 19.07.1790 verfügte die Nationalversammlung in Paris, dass alle Geistlichen den Zivileid auf die neue Verfassung ablegen müssen, d.h. die Geistlicbkeit in erster Linie dem Staat verpflichtet, nicht der Kirche und schon gar nicht dem Papst in Rom. Ein „päpstliches Brevier" am 10.03.1791 und ein zweites am 21.O5.1791 trat mit Entschiedenheit dieser Verfügung entgegen. Doch der Geistlichkeit, die diesen Zivileid verweigerte, drohte die Todesstrafe, zumindest die Ausweisung und Verbannung. In unserer Gegend waren es nur 2 Pfarrer, die diesen Mut aufbrachten und" zu Eidverweigerern (les refiactaires = Widerspenstige) wurden. Mit Wirkung vorn 21.05.1791 wurden den Eidverweigerern die bürgerlichen Rechte aberkannt Eine gnadenlose Verfolgung dieser Priester setzte ein. Nikolaus Leistenschneider war einer der wenigen Pfarrer, die den Zivileid verweigerten. Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen, floh er zunächst nach dem reichsdeutschen Schwarzenholz. Doch immer wieder kehrte er heimlich nach Hülzweiler zurück, um seine priesterliche Tätigkeit auszuüben. Am 26.08.1794 wurden die Gottesdienste allgemein verboten. Nach der Hinrichtung des Königs am 21.01.1793 war das Schreckensregiment der Jakobiner auch in unserer Heimat auf einen Höhepunkt gelangt. In Saarlouis wurde, wie überall in Frankreich, der „Göttin der Vernunft“ gehuldigt. In der Ludwigskirche wurde die junge Frau eines Bürgers (Marguerite Mequin) auf den Altar gesetzt und als „Göttin der Vernunft" verehrt. Saarlouis wurde am 22.06.1793 in Sarrelibre umbenannt. Jegliches kirchliche Leben war auch in Hülzweiler erloschen. Nur heimlich konnte man die Sakramente empfangen, wenn Pfarrer Nikolaus Leistenschneider im Waldtal des Schachens in den Nachtstunden Gottesdienste abhielt. Der Pfarrer entging mehrmals nur knapp einer Verhaftung und wurde eines Tages von einer französischen Streife angeschossen. Verwundet konnte er fliehen und hielt sich von nun an auf reichsdeutschem Gebiet auf. Nach unbestätigten Berichten soll er sich einige Jahre in Frankfurt als Hauslehrer durchgeschlagen haben, ehe er wieder heimlich in unsere Region zurückkehrte. Er starb 1810 in Saarlouis. In den Jahren 1795/98 finden wir in Saarwellinger Kirchenbüchern mehrere Taufeintragungen von Kindern aus Hülzweiler. Es wird so gewesen sein, dass man heimlich nach Saarwellingen, das bis jetzt als reichsdeutsche Gemeinde von den Wirren der Revolution verschont war, ging und die Kinder dort taufen ließ. Ab dem Jahre 1793 wurden keine kirchlichen Eintragungen mehr vorgenommen. Die Kirchenbücher mußten nun den neu geschaffenen Standesämtem übergeben werden. Es wurden nur die Geburten zivile Trauungen und die Todesfälle eingetragen Namen von Taufpaten erschienen  


Hülzweiler Pfarrei und Schule
nicht mehr. Die Eintragmgen wurden nur noch von Männern unterschrieben. Pfarrer Nikolaus Leistenschneider hatte sich in Hülzweiler kaum eingelebt, als im Jahre 1788 schwere Rückschläge im bäuerlichen Bereich der Bevölkerung unserer Heimat zu vermelden waren. Eine soziale Krise in der vielschichtigen Landbevölkenmg führte zur sogenannten „Dorfarmut" in Lothringen. Die hohen Steuern und Abgaben, ein total verregneter Sommer und ein unglaublich harter Winter trugen dazu bei, dass sich die verarmte Bevölkerung in einer Bittschrift an den König von Frankreich wandte. „So richtete auch die Dorfbevölkerung von Hülzweiler in einer Beschwerde- und Bittschrift (cahier de doleances) an den König mit folgendem Inhalt: „l0.März 1789 — Die Gemeinde Hülzweiler richtet ihre Bitten einstimmig zum Himmel und bittet Gott um Erhörung, dass er seine erhabene Majestät, unserem König, in dem Willen erhalte, dem seufzenden Volk Wohltaten und Hilfen zukommen zu lassen.“ lm Jahre 1798 wurde Jean Jungmann 2. Nachfolger seines Vaters im Amt des „maire" -Meier von Hülzweiler. Er war wie sein Vater Ackerer und Fuhrmann Seine Ehefrau hieß Marie Schwinn. Als „maire" hatte er auch einen Stellvertreter, der sich „adjoint de inaire" nannte. Es war Jacob Schmitt. Napoleon, der bis 1804 als Erster Konsul Frankreich regiert hatte, wurde nun zum Kaiser gekrönt. Die Verwaltung im Lande wurde neu organisiert und gestrafft. Auch das Rechtswesen wurde auf eine neue Grundlage gestellt und das Verhältnis zur Kirche reformiert. Gottesdienste waren wieder erlaubt und die geflüchteten Geistlichen konnten zurückkehren. Von 1802 — 1818 gehörte unsere Gegend zum Bistum Metz. Die Pfarrei Hülzweiler, die schon zu Beginn der Revolution nur noch den Rang einer Sukkursalpfarrei (Hilfspfarrei) hatte, bekam aber auch jetzt noch keinen eigenen Pfarrer. Der Pfarrer von Roden betreute den Ort zeitweise mit. Die Pfarrerstelle in Hülzweiler blieb bis zum Jahre 1817 unbesetzt. Die erste Eintragung, die wieder unsere Schule betrifft, finden wir am 11.01.1801, in der der Ackerer Franz Lirm als „instituteur" bezeichnet wurde. Es ist anzunehmen, dass mit dem Aufstieg Napoleons eine neue Ära des Schulwesens in unserer Heimat begann. In den nachfolgenden Jahren wurde Franz Linn öfter als „maitre d‘ ecole" genannt. Übersichtliche Berichte aus dieser Zeit gibt es über die Schule nicht. In den jetzt beginnenden Kriegswirren der napoleonischen Kriegszüge ist die Schule und auch das kirchliche Leben in Hülzweiler sicher nicht bedeutend gewesen. Der Nachfolger von Franz Linn wurde Paul Kniesbeck aus Düppenweiler. Er war am 23.05.1780 geboren und arbeitete als junger Mann in Roden als Schmied. Wegen seiner schönen Stimme holten ihn die Leute von Hülzweiler als Vorsänger, wenn der Pfarrer von Roden in Hülzweiler, das noch keinen eigenen Geistlichen hatte, die Messe las. Im Jahre 1817 wurde Hülzweiler wiederum eine eigene Pfarrei und Pastor Peter Frank kam als selbständiger Pfarrer in den seit 1793 verwaisten Ort. Pfarrer Frank sorgte schnell dafür, dass Paul Kniesbeck neben dem Küster und Vorsängeramt auch als Schulmeister angestellt wurde. Die Amtszeit von Pfarrer Frank und die seines Küsters und Schulmeisters Paul Kniesbeck sollten eine segensreiche Zeit für Hülzweiler werden. Die preußische Regierung erließ am l9. 11. 1816 folgende Anweisung: „Die Eltern sind verpflichtet, die Kinder in die Schule zu schicken. Die Herren Pfarrer werden es sich als ihre heiligste Pflicht ansehen. wöchentlich zweimal die Schule zu besuchen“ Kurze Zeit später wurden die Pfarrer zu Ortsschulinspektoren ernannt. Pfarrer Peter Frank verläßt 1824 Hülzweiler und wird von Pfarrer Anton Cannive abgelöst, der bis 1828 in Hülzweiler wirkt. Anton Carmive war also nur kurze Zeit im Ort, und über seine Amtszeit kann nur wenig berichtet werden. So wie in seiner vorherigen Pfarrei in Schmelz, war Anton Cannive bemüht, ein gutes Verhältnis zu den Schulen und Ortsbehörden aufzubauen. Mit Ortsvorsteher Johannes Schwinn hatte er ein gutes Verhältnis. Warum er so bald dann Hülzweiler verließ, ist nicht bekannt. Im Jahre 1828 wird Michael Irschels Seelsorger in unserem Ort. Er wurde am 20.02.1788 in Kell geboren. Am 13.07.1821 wurde er in Trier zum Priester geweiht. Er blieb in Hülzweiler bis zum Jahre 1840. Im Jahre 1836, als unser Dorf eine Seelenzahl von 500 Menschen hatte, war er in der Besoldungsklasse 3, (Dotation) d.h. er erhielt ein Jahresgehalt von 131 Reichstalern, 7 Silbergroschen und 6 Pfennigen. Von Pfarrer Irschels ist bekannt geworden, dass er sich mit der ‚örtlichen Heimatforschung beschäftigte und sich auch chronistisch betätigt hat. Leider sind seine Aufzeichnungen über Hülzweiler fast gänzlich Verloren gegangen. Die Hinweise auf seine Tätigkeit in dieser Richtung beruhen lediglich auf mündlich er Überlieferung. Im Jahre 1830 hatte unser Ort 488 Einwohner, der Gemeindebann Imtfaßte 2169 Morgen Land. Ortsvorsteher war Johannes Schwinn‚ der auch Mitglied des Schöffenrates in Fraulautem war. Schulmeister in Hülzweiler war zu dieser Zeit der schon erwähnte Paul Kniesbeck, der auch das Küsteramt ausübte. Im Jahre 1837 wurde in Hülzweiler eine neue Kirche gebaut. Die alte kleine Kirche war zu eng geworden. Sie wurde zum Spritzenhaus umfunktioniert. Die neue Pfarrkirche bekam ihren Standort dort, wo auch heute noch die Kirche steht. Beim Bau der neuen Kirche gab es Schwierigkeiten, denn kurz vor der Vollendung stürzte der Turm ein. Die Bauleitung und der Untemehmer waren offensichtlich nicht in der Lage gewesen, ein solches Projekt durchzuführen. Unter der Leitung des neuen Baumeisters, Herrn Haffner, wurden dann aber die Arbeiten zügig beendet. Am 17. Dezember 1837 wurde die Kirche dann durch den Dechanten Perl aus Saarlouis eingeweiht. ln den Jahren zischen 1835 und 1840 war vor der Kirche eine neue Schule gebaut worden. Pfarrer Irschels war nun bemüht, endlich die finanziellen Dinge des Lehrers auf eine vertragliche Regelung zu bringen und faßte diese Dinge in einem Schriftsatz zusammen. Der Lehrer Paul Kniesbeck hatte inzwischen Hilfe bekommen. Der Seminarist Johann Wilhelm aus Bous war einige Zeit in Hülzweiler als Aushilfslehrer tätig. Nach kurzer Zeit wurde er aber von dem Junglehrer Claudias Reinisbach abgelöst. Dieser wurde bald fest in Hülzweiler angestellt. Von 1841 bis 1850 ist nun Johann Schommer Pfarrer in Hülzweiler. Er erlebt stürmische Jahre, denn die allgemeine Lage im Saaraum ist nicht günstig. Mißernten, Teuerungen und schlechte klimatische Jahre sorgten für soziale Spannungen und eine Verhärtung der gesellschaftlichen Unterschiede. Pastor Schommer versuchte immer wieder in Hülzweiler diese Unterschiede auszugleichen. Die Pilgerfahrt im Jahre 1844 bot hierzu die beste Gelegenheit, um die Dorfgemeinschaft zu stärken, Zahlreiche Bewohner aus Hülzweiler nahmen an dieser Pilgerfahrt teil. In vielen Häusern konnte man noch bis vor dem letzten Krieg gesegnete Bilder und Pilgerabzeichen als Wandschmuck sehen. Das Revolutionsjahr 1848 brachte in den preußischen Ländern eine ungeahnte politische Entwicklung. An allen Orten regte sich politischer Widerstand. So richteten in diesem Jahr Vertreter zahlreicher Orte und Pfarreien, Petitionen (Bittschriften) an die Volksvertreter der Nationalversammling, die zur Zeit in Frankfurt in der Paulskirche tagten. Eine solche Petition richtete der Dechant Dr. Hecking aus Saarlouis an die Versammlung in Frankfurt. Auch die Pfarrgemeinde Hülzweiler unterschrieb diese Eingabe. Als eine Besonderheit bei dieser Aktion ist zu vennerken, dass nicht der Pfarrer von Hülzweiler für unseren Ort unterschrieb, sondern Pfarrer Fassian aus Schwalbach. Dies hatte folgenden Grund, Pfarrer-Schommer aus Hülzweiler war seit geraumer Zeit germütskrank geworden und konnte seine Amtspflichten nur noch beschränkt wahrnehmen. Er wurde noch im selben Jahr in den Ruhestand Versetzt. Um das Jahr 1840 ist im Raume Saarlouis eine verstärkte Tendenz zur Auswanderung nach Amerika zu verzeichnen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren nicht besser geworden, so dass sich die Behörden veranlaßt sahen, durch gezielte Maßnahmen, wie Einfuhr von billigem Saatgut und zinsgünstigen Darlehen, Hilfen zu gewähren. Auch der verstärkte Abbau der Kohle schuf nun neue Arbeitsplätze. Dazu kam nun bald die Errichtung von Fabriken in unserer Gegend. Aus diesen Jahren wird auch von einem neuen Aufblühen der alten Kirmestradition berichtet. Die neu gebaute Schule an der Kirche war bald zu klein geworden. Es war auch nicht mehr möglich wie früher, dass der Lehrer in seinem Wohnhaus unterrichten konnte. Der Lehrer Paul Kniesbeck aber löste das Schulhausproblem auf seine eigene Weise, Schon im Jahre 1820 erleben wir ihn als Hausbesitzer. Er hatte ein für die damalige Zeit sehr großes Haus an der Ecke der heutigen Ensdorfer Straße gebaut. Aus den Nachlassen von Oberlehrer Bernhard Schmitz wissen wir, dass Kniesbeck einen Anbau an sein Wohnhaus anhängte und zu einem Schulsaal umfunktionierte. Von der Gemeinde, die er so entlastete, erhielt er jährlich einen Mietzins. Dieses ehemalige Lehrerhaus steht heute noch, es ist das Anwesen Nagelski und Altmaier an der Ecke Ensdorfer Straße. An der noch heute vorhandenen Bausubstanz können wir leicht feststellen, dass das Anwesen Nagelski der später erfolgte Anbau des Kniesbeekschen Hauses war, in dem dieser seinen Sehulsaal unterbrachte. Im Hause Nagelski sind heute noch viele Erinnerungsstücke aus dieser Zeit sichtbar. So steht dort noch die alte Hochzeitstruhe des Lehrerehepaares. Mütterlicherseits stammt die Familie Nagelsld in direkter Linie von Paul Kniesbeck ab (aus dem Hause Altrnaier ging später ebenfalls ein Lehrer hervor, Anton Altmaier, der sich in den dreißiger Jahren mit Heimatkunde befaßte). 1m Jahr 1840 tritt Claudius Reimsbach sein Amt als Lehrer in Hülzweiler an. Er ist 28 Jahre alt und Voller Tatendrang Er Versucht den Schulbenieb zu modemisieren und Verfasst selbst ein Rechenbuch. Zwar ist der alte Lehrer Kniesbeck noch immer im Dienst, doch es ist nicht feststellbar, ob als Küster und Kirchenvorsänger oder doch noch als Lehrer. Im Vertrag aus dem Jahre 1840 wird er als pensionierter Lehrer aufgeführt, was aber nicht ausschließt, dass er noch als Aushilfe tätig war. Am 26.01.1848 stirbt Paul Kniesbeck. Seine Nachkommen leben in Hülzweiler in den Familien Blaß, Jungmann, Kiefer, Altmaier und Nagelski fort. 1m Jahre 1850 tritt Pfarrer Johann Löw seinen Dienst in Hülzweiler an. Johann Löw wird 22 Jahre, bis 1872, in Hülzweiler wirken, Am 02.09.l848 stirbt der alte Ortsvorsteher Johann Peter Schwinn und sein Nachfolger wird Mathias Blaß. Dem‘ Lehrer Claudius Reimsbach ist ein schweres Schicksal beschieden. Er wird nur 48 Jahre alt. Am 08.11.1868 stirbt er in Hülzweiler. Doch seine größte Hoffnung, die er in seinen Sohn Georg gesetzt hat geht nicht in Erfüllung. Der Sohn stirbt nach langer Krankheit 8 Tage vor dem Tod des Vaters. Claudius Reimsbach hat seinen Sohn selbst zum Lehrer ausgebildet und ihn als seinen Nachfolger präsentieren wollen. (Bericht über die Versorgung der unmündigen Kinder und der Ehefrau) Die Schule in Hülzweiler ist für kurze Zeit verwaist. Bis zum Jahre 1869 übernimmt der Lehrer Johann Montnacher aus Gisingen die Schule in Hülzweiler. Mit den Berichten über die ersten Lehrer von Hülzweiler bis zu Claudius Reimsbach habe ich den Verlauf der Geschichte von Schule und Kirche parallel geschildert. Mit dem Eintritt von Josef Peter Leonardy beginnt jedoch eine besondere Ära des Schulwesens in Hülzweiler.

 


Hülzweiler Pfarrei und Schule
 


Hülzweiler Pfarrei und Schule
 


Hülzweiler Pfarrei und Schule

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Hülzweiler Pfarrei und Schule
Foto: Aus der Sammlung von Peter Strumpler

Der „alte“ Lehrer Josef Peter Leonardy (01.01.1869-1907) Josef Peter Leonardy war am 12.10.1842 in Trier geboren. Nach seiner Volksschulbildung erhielt er einen Studienplatz am Lehrerseminar. Er war also der erste „studierte Lehrer" in Hülzweiler. Am 09.06.1866 heiratete er Maria Zenz aus Speicher bei Trier. Aus der Ehe gingen 12 Kinder hervor. Die ersten Jahre waren für das Lehrerehepaar in Hülzweiler nicht leicht, denn das Gehalt eines Junglehrers war recht dürftig. So übernahm der musikalisch begabte Lehrer auch bald das Küster und später auch das Organistenamt. Eine Berechnung seines Gehaltes aus dem Jahre 1874 gibt uns einen recht anschaulichen Einblick in die Verhältnisse einer Lehrerfamilie zu dieser Zeit. Leonardy erhielt als Jahresgehalt 110 Taler, 23 Silbergroschen und 5 Pfennige für seine Dienste als Lehrer und Küster. Im Jahre 1874 war die Talerwährung auf Mark umgestellt worden, so dass sich das Gehalt im Jahre 1875 wie folgt ergibt: Der Lehrer erhielt nun 381 Mark, die sich aus 231 Mark Lehrergehalt und 150 Mark aus dem Kirchendienst ergaben. Ein guter Bergmann verdiente zu dieser Zeit mehr als der Lehrer. Bei der Gündung der Kreissparkasse im Jahre 1880 in Hülzweiler übernahm Leonardy das Amt des Kassenrendanten. Dieses Amt übte er bis zum Jahre 1906 aus und wurde in diesem Jahr mit einer goldenen Taschenuhr für pflichtbewußte Tätigkeit ausgezeichnet. J.P.Leonardy war ein sehr eifriger Lehrer, der sich in zahlreichen Eingaben an die Gemeinde für eine Verbesserung der schulischen Verhältnisse einsetzte. Doch oft mußte er sich auch für eine Verbesserung seines eigenen Lebensstandards vergeblich bemühen, worüber es mehrere Eingaben gibt. Bis 1890 wurden Leonardy ein Lehrer und drei Lehrerinnen beigegeben. Maria Breetz allerdings war schon im Jahre 1858 als erste Lehrerin nach Hülzweiler gekommen. Am 15.ll.1875 kamen Barbara Wallerich und im Jahre 1878 Katarina Thome als Lehrerinnen nach Hülzweiler. Während seiner Dienstzeit von 1869—1907 erlebte Leonardy die Ortsvorsteher Mathjas Strauß, Peter Jungmann, Johann Kutscher und Nikolaus Strauß. Er arbeitete unter den Pfarrern und Schulinspektoren, Hw. Johann Löw, Josef Schmitz und vor allem wirkungsvoll unter Pfarrer Johann Flesch, dem er bei den Vorbereitungen zum Kirchenneubau eine große Stütze war. Am 11.10.1907 trat Leonardy in den Ruhestand. Sein Nachfolger im Küster- und Organistenamt wurde Stefan Schäfer. 1m Jahre 1908 verstarb der „alte Lehrer" und wurde unter Anteilnahme der gesamten Bevölkenmg am 14.07. zu Grabe getragen. Die Nachkommenschaft von J.P.Leonardy bildet heute noch eine angesehene Großfamilie in Hülzweiler. In den Jahren 1875, 1877, 1878 und 1882 kamen die Lehrpersonen Barbara Wallerich, Elisabeth Gerber‚ Katharina Thome und Peter Hermann nach Hülzweiler. Peter Herrmann war am 17.07.1862 in Wittlich geboren und kam in jungen Jahren schon nach Hülzweiler. Er war ein dynamischer Mann, der auch in den Vereinen des Ortes eine besondere Rolle spielte. Der Lehrer Peter Herrmann war in Hülzweiler vom 14.11.1882 bis 1900 tätig und wurde später Rektor in Hülzweiler. Seine Zeit in Hülzweiler ist insofern erwähnenswert, da er in unserem Ort für eine Zeit der besonderen Kaiserverehrung sorgte. Seine Reden an den Geburtstagen der Majestäten waren immer die Höhepunkte der angeordneten Schulferien. 1m Jahre 1886 war er der große Organisator der Kaisergeburtsfeier, die mit ihrem festlichen Umzug großes Aufsehen über die Ortsgrenzen hinweg erregte. So lesen wir in einem Ausschnitt des „Saarlouiser Journals" über den Umzug am 03. Januar in Hülzweiler anläßlich des 25jährigen Regierungsjubiläurns Seiner Majestät des Kaisers: „Ein großer Festzug bewegte sich am Abend durch die Straßen folgender Aufstellung: .

Die Festrede am Abend hielt Lehrer Peter Herrmann, in allen Lokalen wurde gefeiert". Am I8.Oktober 1885 starb der Ortsvorsteher Peter Junginarin. Sein Nachfolger Wurde Johann Kutscher. 1888 wurde Johann Flesch Pfarrer in Hülzweiler. Er war der Nachfolger von Josef Schmitz. Pfarrer Flesch, der bald eine große Popularität in Hülzweiler erlangte, war für die Geschichte der Pfarrei und der Schule unseres Dorfes eine besondere Persönlichkeit. Johann Flesch wurde am O5.O7.1836 in Glashüfle geboren und am 31.08.1861 in Trier zum Priester geweiht. In Hülzweiler trat er sein Amt am 28.06.1888 an und wirkte effßlgreich bis 1907. Die Amtszeit von Pfarrer Flesch muß als eine der wichtigsten Perioden in der Geschichte der Pfarrei angesehen werden, da gravierende Ereignisse zu seiner Amtszeit das kirchliche Leben damals prägten, deren Auswirkungen heute noch sichtbar sind. Als Johann Flesch nach Hülzweiler kann, hatte die Pfarrgemeinde 1575 Seelen. Alle waren katholisch bis auf einen Einwohner, der sich als „Altkatholik" bezeichnete. Mit den Ortsvorstehern Johann Kutscher und dem Nachfolger Nikolaus Strauß (1894—1920) hatte Pfarrer Flesch ein gutes Verhältnis. Kirchenvorstand und Gemeinderat arbeiteten zusammen. Der Gemeinderat setzte sich ans folgenden Personen zusammen: Ortsvorsteher Nikolaus Strauß, Johann Kutscher, Paul Strauß, Nikolaus Haustert, Johann Keßler, Johann Braun, Alois Pohl, Peter Jacob, Johann Rupp. Als Ortsschulinspektor hatte Flesch mit den Lehrern J .P. Leonardy, Nikolaus Zimmer, Barbara Wallerich und Katharina Thome zu Beginn seiner Amtszeit ein gutes Einvernehmen.
Das erste Großereignis für die Kirchengemeinde war die Pilgerfahrt zum Hl. Rock nach Trier im Jahre 189l. Für viele Bürger unserer Gemeinde war es das erste Mal, dass sie Hülzweiler mit der Bahn verlassen konnten. Wer nicht gedient hatte, war kaum über die Grenzen des Kreisgebietes gekommen. Vor allem für die Frauen war es ein besonderes Erlebnis, nicht nur in religiöser Hinsicht, sondern ein erstes Ereignis fern vom häuslichen Herd. Die mündliche Überlieferung erzählt, dass zu dieser Pilgerfahrt einige Jungbauern mit leichtem Pferdegespann nach Trier in mehreren Tagesetappen gefahren seien. Noch viele Jahre nach dem ersten Weltkrieg konnte man in Hülzweiler die „Pilgerkreuze“ schön gerahmt an den Wänden der Wohnstuhen sehen.

 


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