Grenzsteine als Zeitzeugen an den
Banngrenzen von Hülzweiler

Seit Menschengedenken gibt es Grenzen und Grenzbauwerke in mannigfältiger Art. lhre Ursprünge gehen weit in die Geschichte 2urück. Grenzen wurden zu allen Zeiten mit den verschiedensten Markierungen versehen. Das Wort Grenze kommt aus dem slavischen Sprachgebrauch und wurde durch den deutschen Ritterorden nach deutschland gebracht. In alten Urkunden lesen wir die Schreibweise "....die..Gräntz..".

Eine alte deutsche Bezeichnung für Grenze ist die „Mark„. Die Mark war im Mittelalter eine Grenzregion‚ die durch einen Markgrafen verwaltet wurde. Für Hülzweiler kennen wir diese alte Bezeichnung, nämlich die „Hohe Mark (Hohmaak) die Grenze zwischen Ensdorf‚ Schwalbach und Hülzweiler. Die genaue Kenntniss ihres Gemeindebannes war für die landliche Bevölkerung der frühen Zeit von großer Wichtigkeit. Die Menschen lebten hauptsächlich von den Ertragen der Landwirtschaft und ihrem Viehbestand. So war ein Dorf auf sein Weideland und seinen Wald angewiesen. Nicht nur Ackerland und Weide waren wichtig‚ der Wald versorgte die Menschen mit Brennholz, bot die Eichelmast für die Schweine und sorgte für das notwendige Laub zum Streu der Stallung. Die gleichen bedürfnisse hatten auch die Nachbargemeinden, und so war es wichtig die Banngrenzen genau zu markieren. Jeder war sich selbst der Nächste und auf seinen Vorteil bedacht. So war es Sitte geworden‚ dass man von Zeit zu Zeit die Grenzen geneinsam abschritt‚ um Streitigkeiten zu vermeiden. Über solche Begehungen zwischen Hülzweiler und Schwalbach zum Beispiel gibt es mehrere Protokolle aus alten Zeiten ab dem Jahre 1513. Nach der ersten Rodungsperiode, der ersten Epoche kultureller Tätigkeiten, etstanden an dedn Grenzen Merkmale und Zeichen um den Verlauf anzuzeigen. Bis dahin hatte man sich mit natürlichen vorkommen wie etwa alte Baume, Wasserläufe‚ Waldschneisen oder Gräben begnügt. Da diese natürlichen Merkmale sich oft veränderten schlug man auch in Bäume Kerben ein‚ die man..Lack„nannte. Ein Grenzwald wurde so zum ..Lackwald..(siehe Lachwald zwischen Hülzweiler und Saarwellingen). Als diese natürlichen Zeichen nicht mehr ausreichten, begann man Steine als rohe Blöcke an den Grenzen zu setzen. So entstanden nach und nach" unsere alten Grenzsteine. Die ältesten Steine waren Blöcke ohne jegliche Markierungen und Zeichen. Sie ragten oft als spitze Felsbrocken aus der Erde‚ so‚ wie wir sie auf unserem Gemeindebann noch finden. Diese sogenannten „Rohlinge„ ließ man oft bei einer neuen Steinsetzung einfach stehen. So blieben uns viele solcher Steine als Zeitzeugen erhalten.

Die Nachfolger solcher rohen Steine waren dann rechteckige‚ schon handwerklich gut verarbeitete Steine‚ die bald dann auch Zeichen Wappen und Zahlen trugen. Zumeist wurden Materialen aus der heimischen Umgebung verarbeitet. Die Steine sind oft aus grauem Material‚ manchmal aus hartem Fels. Unter die Steine wurden oft Scherben‚ Ziegelstücke und kleine Münzen gelegt‚ um die Echtheit zu beweisen‚ wenn es zu Streitigkeiten kam.

Stießen an einer Stelle drei Dorfbänne zusammen, so setzte man einen sogenannten Dreimarker „einen Dreibanhstein„ den man besonders kennzeichnete. Machte die Grenze einen Knick so setzte man einen Eckstein‚ auch Hauptstein genannt. Die einfachen Steine zwischen diesen Haupt-und Dreibannsteinen‚ nannte man Läufer. Auf den Kopf der Steine wurde eine Kerbe eingehauen‚ die die Richtung zum nächsten Stein anzeigte‚ den „Weiser„.

Unsere Grenzsteine stehen in einem Bogen um Hülzweiler‚ der sich im Norden zu Saarwellingen‚ dann nach Osten in Richtung Schwarzenholz zieht.Einige Steine stehen auch nahe an der alten Grenze zwischen Hülzweiler und Schwalbach. In Richtung Fraulautern ist die Grenze nicht markiert.

Dies hatte folgende Bewandtnis: Unser Dorf gehörte seit Urzeiten zum Herzogtum Lothringen‚ spater dann‚ ab 1766 zu Frankreich. Die Nachbarn Schwalbach und Saarwellingen‚ sowie Schwarzenholz waren Reichsdeutsche. Unsere Grenze zwishen diesen Dörfern war also auch Landes- und Reichsgrenze gewesen. Aus diesem Grund wurde die Grenze so markiert!

Unsere Steine‚ die fast alle nach dem Jahre 1700 gesetzt wurden‚ tragen verschiedene Kennzeichen und Markierungen. Für unser Dorf sind die Zeichen der Grafen von Saarbrücken‚ das Wappen der Äbtissin von Fraulautern‚ das Kreuz der Herzöge von Lothringen und später die Markierungen aus der ab dem jahre 1815 beginnenden preußischen Zeit, von besonderer Wichtigkeit.

Ihre Deutung und Beschreibung bieten Einblicke in die Geschichte.

Das Aufspüren der alten Grenzsteine

Schon im Jahre 1937 lernte ich die Steine im Wald von Hülzweiler kennen. Der damalige Kaplan Martin Holzer, ein sehr naturnaher‚ der Jugend zugetaner junger Geistlicher‚ nahm mich sehr oft mit auf seine Streifzüge durch Wald und Flur. Ich wurde so auch mit den alten Steinen konfrontiert. In den späteren Jahrzehnten sind diese immer wieder ein Anziehungspunkt für mich geblieben. In der Zeitschrift "Unsere Heimat“ fand ich Artikel von Forstdirektor Rainer Hornbach und später eine Broschüre von Nikolaus Philippi‚ über diese Steine im Bereich Saarwellingen‚ Schwarzenholz und Hülzweiler. Ich begann im Jahre 1991 mit der Erfassung der noch vorhandenen Steine um die Gemarkung Hülzweiler. Ich kroch durch Gebüsch und Dickicht‚ so wie es Nikolaus Philippi in seiner Broschüre auch beschrieben hatte und wurde auch fündig. Es war nicht einfach‚ wie leicht kann man einen Stein im Gestrüpp üpersehen‚ oder ein Stein war versetzt worden.

Viele Aktionen unternahm ich allein‚ spater wurde ich auch unterstutzt und begleitet. Im Jahre 1991 durchforstete ich mit meinem Bruder Alfred Wilhelm (Minister a.D.) den Wald und fand viele schon verloren geglaubte Steine. Ich zeichnete mit meinem laienhaften Geschick alle Steine auf und registrierte sie so. Leider mußte ich auch feststellen‚ dass einige Steine doch verschwunden waren‚ die N.Philippi noch aufgezeichnet hatte.

Nach der Arbeit an den drei Bänden Chronik von Hülzweiler und anderen heimatkundlichen Schriften‚ nahm ich die Erfassung der alten Steine wieder auf‚ das heißt ich suchte die Grenze wieder intensiv ab. Bei diesen neuen Aktionen wurde ich von meinen Freunden Erich Jacob‚ Hans Riem und Willi Keßler(Jagdaufseher) oft begleitet. Besonders Willi Kessler fuhr mich mit seinem Jeep durch die unwegsamen Geländestellen.

Im Jahre 2004 veröffentlichte die Zeitschrift "Unsere Heimat" einen Aufsatz von mir Uber "Das Dreimarienbild und die Kapelle von Hülzweiler". Daraufhin wurde ich von dem eingangs erwähnten Rainer Hornbach‚ der nun im Ruhestand im Schwarzwald lebt‚ angeschrieben. Es begann ein Briefwechsel und Herr Hornbach überließ mir wertvolles Kartenmaterial und wichtige Hinweise.

Zu meinem Bedauern mußte ich bei der Erfassung aber feststellen‚ dass seit der Arbeit von 1991 wieder einige Steine verloren gegangen sind. Doch ich werde im Herbst‚ wenn alle Baume und Straucher entlaubt sind‚ einige besonders verwachsene Stellen erneut untersuchen.

 
Grenzsteine